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StartROTOR FlugunfälleUntersuchungsbericht veröffentlicht: Absturz eines MRH-90 Taipan der australischen Armee im Juli 2023

Untersuchungsbericht veröffentlicht: Absturz eines MRH-90 Taipan der australischen Armee im Juli 2023

Ein Bericht über den Absturz eines MRH-90 Taipan-Hubschraubers der australischen Armee wurde jetzt veröffentlicht. Der Zwischenfall ereignete sich am 28. Juli 2023 während einer Übung in der Nähe der Whitsunday Islands. Vier Soldaten verloren ihr Leben.

Der Unfall: „Bushman 8-3“ stürzt ins Meer

Am Abend des 28. Juli 2023 flog der MRH-90 mit dem Rufzeichen „Bushman 8-3“, betrieben vom 6th Aviation Regiment in Holsworthy bei Sydney, in Formation mit drei weiteren MRH-90-Hubschraubern. Der Flug war Teil der groß angelegten Militärübung Talisman Sabre 23.

Die Maschine kollidierte bei hoher Geschwindigkeit mit der Wasseroberfläche. Die vier Besatzungsmitglieder — Captain Danniel Lyon, Lieutenant Maxwell Nugent, Warrant Officer Class 2 Joseph ‘Phillip’ Laycock und Corporal Alexander Naggs — kamen ums Leben. Der Hubschrauber wurde vollständig zerstört.

(Symbolfoto) Ein MRH-90 Taipan der australischen Armee (Foto: Airbus Helicopters)

Konsequenzen: Stilllegung der MRH-90-Flotte

Unmittelbar nach dem Unfall wurden alle verbleibenden 46 MRH-90 der Armee bis auf Weiteres gegroundet. Die australische Bundesregierung entschied später, die gesamte Flotte rund 18 Monate früher als geplant aus dem Dienst zu nehmen.

Ziel der Untersuchung: Sicherheit, nicht Schuld

Die Untersuchung wurde von der Defence Flight Safety Bureau (DFSB) durchgeführt, deren Ziel es war, die Unfallursachen und beitragenden Faktoren systematisch zu analysieren. Der Fokus lag dabei ausdrücklich auf der Vermeidung zukünftiger Vorfälle — nicht auf der Schuldzuweisung.

(Symbolfoto) Ein MRH-90 Taipan der australischen Armee (Foto: Airbus Helicopters)

Hauptursache: Verlust der räumlichen Orientierung

Der Bericht identifiziert als Hauptursache des Unfalls eine räumliche Desorientierung der Piloten. Dabei handelt es sich um eine Fehleinschätzung der Lage des Hubschraubers im Raum, die zu falschen Steuerbefehlen führen kann — oft, ohne dass sich die Piloten dessen bewusst sind.

Aufgrund der niedrigen Flughöhe und der schnellen Sinkgeschwindigkeit hatten die Piloten nicht genug Zeit zur Wiederherstellung der Kontrolle, nachdem die Desorientierung einsetzte.

Weitere beitragende Faktoren

  • Wetterbedingungen: Überwiegend bewölkt, Schauer und eingeschränkte Sicht machten es wahrscheinlich, dass der Horizont nicht erkennbar war.
  • Sichtbehinderung: Die Kabinentüren waren aus Witterungsgründen geschlossen, was die Möglichkeit der Crew, die Situation mit einzuschätzen, stark einschränkte.
  • Organisatorische Schwächen: Die Armee hatte laut Bericht erhebliche Schwierigkeiten, den sicheren Betrieb des MRH-90 zu gewährleisten. Das betraf sowohl das technische Management als auch die personellen Kapazitäten zur Einhaltung von Sicherheitsstandards.
(Symbolfoto) Ein MRH-90 Taipan der australischen Armee (Foto: Airbus Helicopters)

Technik war nicht ursächlich beteiligt

Die technische Untersuchung ergab keine Hinweise auf mechanische oder elektronische Defekte. Triebwerke, Getriebe, Steuerungssysteme sowie Struktur des Hubschraubers funktionierten zum Zeitpunkt des Unfalls einwandfrei.

Auch das Helmvisiersystem (HMS) und die damit verbundenen Nachtfluganzeigen arbeiteten laut Bericht korrekt. Frühere Hinweise auf mögliche Verzögerungen im System konnten nicht als unfallursächlich bestätigt werden.

Unterstützung durch Experten und internationale Zusammenarbeit

An der Untersuchung waren zahlreiche Institutionen beteiligt, darunter:

  • NHIndustries und Airbus Australia Pacific als Hersteller und Wartungspartner,
  • die Australian Transport Safety Bureau,
  • Fachärzte für Flugmedizin und räumliche Desorientierung,
  • das Defence Science and Technology (DST) Group,
  • sowie die neuseeländischen Streitkräfte, die ebenfalls NH90 nutzen.

Ein Testpilot simulierte den Unfallverlauf im Flugsimulator. Zusätzlich wurden die Rettungsausrüstung sowie die Sicherheitsgurte in Cockpit und Kabine analysiert.

Fazit: Eine tragische Verkettung ungünstiger Umstände

Der Bericht zeichnet ein Bild einer hochkomplexen, aber letztlich vermeidbaren Katastrophe. Räumliche Desorientierung, ungünstige Umweltbedingungen und organisatorische Schwächen führten gemeinsam zum Absturz. Die Empfehlungen des Berichts sollen dazu beitragen, die Flugsicherheit im militärischen Bereich nachhaltig zu verbessern — im Gedenken an die vier Verstorbenen.

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