(Dieser Artikel stammt aus dem Jahr 2016)
Bei einem Besuch bei der 16. Selbständigen Hubschrauberbrigade in Brody nahe der Großstadt Lwiw und der 11. Selbständigen Hubschrauberbrigade in Kherson im Süden der Ukraine konnte sich Rotorblatt einen Eindruck über die derzeitige Doppelbelastung der ukrainischen Armeeflieger verschaffen. Diese meistern seit Jahren im Rahmen von UN-Einsätzen anspruchsvolle Aufgaben in Afrika und sind zudem seit dem Beginn der ATO (Anti-Terror Operation) im Jahr 2014 ständig im Osten der Ukraine gefordert.
In Westeuropa kaum wahrgenommen leisten seit über einem Jahrzehnt ukrainische Hubschrauber in auffällig weißer Farbe bemalt und mit UN-Kennung versehen außergewöhnliches in Afrika. Das gilt auch für die 16. Selbständige Hubschrauberbrigade, die „Kampfbienen“ aus Brody an der ukrainischen Westgrenze, welche bereits im Jahr 1981 zu sowjetischen Zeiten als 119. Hubschrauberregiment aufgestellt wurde.
Präsenz an drei Fronten
Bis vor kurzem und während des Beginns der ATO nahmen die ukrainischen Armeeflieger an vier UN Einsätzen teil.
Der Radius reicht dabei von Afghanistan, wo die Ukraine die litauische Mission im Rahmen der ISAF seit 2012 tatkräftig unterstützt und momentan Spezialisten für die Ausbildung afghanischer Piloten zur Verfügung stellt, bis hin nach Afrika mit den UN-Missionen MONUSCO und UNMIL. Der Einsatz in Liberia mit dem Namen UN Mission in Liberia (UNMIL) ist dabei praktisch der Dauerbrenner.
Mit dem Beschluss 2116 des UN-Sicherheitsrats vom 18. September 2013 wurde das Mandat noch einmal verlängert. Für die Ukraine begann der Einsatz in Liberia am 11. Januar 2004 mit einem Vorkommando von 18 Mann. Der Transport der im Werk in Konotop überholten Mi-8 und Mi-24 Hubschrauber, sowie den vor Ort benötigten Ersatztriebwerken erfolgte hauptsächlich mit An-124 Transportflugzeugen über den nahe der Hauptstadt Monrovia gelegenen internationalen Flughafen Robertsfield. Die Verlegung erfolgte schnell und bereits Ende Januar 2004 war die geplante Einsatzstärke von 300 ukrainischen Soldaten samt funktionsfähiger Technik erreicht.
Herausforderung: Tropenklima
Der Einsatz vor Ort stellte sich von Beginn an als Herausforderung für Technik und Personal dar. Es galt Temperaturen von +40 bis +45 °C zu meistern bei einer Luftfeuchtigkeit von 90-98%. Dazu kommen ein halbes Jahr starker Regen und lange Distanzen. Das strategisch wichtig gelegene Greenville ist zudem etwa 230 km entfernt und muss ständig für Transportaufgaben mit dem Mi-8 angeflogen werden. Für Patrouillen- und Aufklärungsflüge dienten zunächst auch die mitgebrachten Mi-24.
Über Jahre hinweg war der Einsatz in Afrika die Hauptaufgabe der ukrainischen Armeeflieger. Die Situation änderte sich jedoch 2014 schlagartig mit dem Beginn der Anti Terror Operation (ATO) im Osten der Ukraine gegen die einmarschierenden russischen Besatzungstruppen.
Tiefflug bringt Sicherheit
Obwohl die ukrainischen Hubschrauberpiloten durch ihre Einsätze in Afrika große Erfahrung haben, verloren sie trotzdem über zehn Maschinen. Die Luftabwehr im Donbass ist stark ausgebaut und auch für die Hubschrauber gilt nun: Tieffliegen bringt Sicherheit. Das sieht auch Generalmajor Walentin Pistrjuga, Chef der ukrainischen Armeeflieger so, und geht sogar noch ein Stück weiter. Er unterstrich in einem Interview zudem, dass die Aufgaben der Armeefliegerkräfte sich stark gewandelt haben mit der Einführung neuer Manpads in Russland im Zeitraum 2012 bis 2013. Diese kamen auch sehr schnell in der Zone der ATO zum Einsatz. Für die ukrainischen Piloten, welche dank der Afrika-Einsätze im Durchschnitt über 1.000 Flugstunden besaßen, blieb nur der Weg Richtung Boden, Tiefflug in zwei Meter Höhe über Feldern gehört heute zum Standard.
Da die mit Manpads versehenden Gegner oft in kleinen Gruppen operierten und schnell ihre Stellungen wechselten, war bereits weit vor der eigentlichen, sich oft verschiebenden Frontlinie bereits äußerste Aufmerksamkeit geboten. Der Flug über das selbst kontrollierte Gebiet musste teilweise mit derselben Vorsicht durchgeführt werden wie die eigentliche Hauptaufgabe im Kampfgebiet. Obwohl es Verluste gab, ist Generalmajor Walentin Pistrjuga stolz darauf, dass diese alle durch Abschuss entstanden. Trotz des oft durchgeführten Tieffluges gab es nicht einen selbstverschuldeten Unfall bei den Armeefliegern.
Dieser Artikel ist in voller Länge in der Ausgabe 2/2016 von ROTORBLATT – Deutschlands führendem Helikopter-Magazin zu lesen.
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