Sonntag, September 28, 2025
- Anzeige -spot_img
StartAusbildungSea Survival - im Notfall wissen, was zu tun ist.

Sea Survival – im Notfall wissen, was zu tun ist.

Es ist dunkel. Der Wind peitscht uns den Regen ins Gesicht, über uns tobt das Gewitter, Blitze erhellen das Szenario. Wir treiben eng zusammen gedrückt im wellenumtosten Wasser, hinter uns die Rettungsinsel – so nah und doch so fern. Immer wieder werde ich durch die Wellen oder durch einen Kameraden unter Wasser gedrückt. Dann lässt der Sturm plötzlich nach, – und es wird hell.

Spätestens unter Zuhilfenahme des simulierten Wetters und des Seegangs, hat jeder aus unserer kleinen Gruppe für einen kurzen Moment vergessen, dass wir gar nicht mit unserem Luftfahrzeug in der Nordsee notgewassert sind, sondern quasi gut behütet von mehreren Sicherheitstauchern in einem Schwimmbecken der Heinemann Projektberatung (windskills.de) im niedersächsischen Elsfleth treiben. Gemeinsam trainieren wir das, was hoffentlich keiner von uns jemals in der Praxis abrufen können muss: Was tue ich, wenn mein Hubschrauber oder mein Flugzeug ins Meer gestürzt ist oder ich von einem Boot über Bord gegangen bin? Und wie kann ich möglichst lange im Wasser überleben? Doch wer glaubt, dass dieser Kurs, der sich aus einem Theorie- und einem umfangreichen praktischen Teil zusammensetzt, ein Spaziergang auf dem Wasser wird, der liegt falsch. Selbst gestandene Männer kommen hier psychisch und physisch an ihre Belastungsgrenzen. Spätestens dann, wenn die Kälte doch ihren Weg durch die umfangreiche Sicherheitsmontur gefunden hat und den Körper langsam auszehrt. Oder, wenn es darum geht, eine umgeschlagene Rettungsinsel wieder in die richtige Lage zu bringen – indem man sie mit dem eigenen Gewicht nach hinten zieht und sich quasi davon begraben lässt – ein in der Praxis gut beherrschbarer Prozess, der dennoch viel Überwindung kostet.

Aus der Theorie hinein in die Praxis

Es verwundert nicht, dass die erste Übung nach dem lebendig gehaltenen Theorieunterricht mit vielen Elementen zum Thema Reaktionen des Körpers auf Kälte und Wasser und Erster Hilfe, ein Sprung aus relativer Höhe ins Becken ist.

Alles noch einmal abrufen, was wir gerade gelernt haben: Ein Arm sichert die Schwimmweste am Körper, einer schützt Kopf und Gesicht (was den Charme hat, dass man nicht mehr sieht, wie tief das Wasser unter einem ist), dann einen Schritt nach vorne machen und schon saust man in die Tiefe. Nun rasch schauen, wo die anderen Teilnehmer sind, die sich schon in Richtung Rettungsinsel, die in der Beckenmitte treibt, gerettet haben und dann rückwärts dort hinschwimmen. Beine über Kreuz, um möglichst wenig Körperwärme zu verlieren.

„Wenn wir merken, dass ein Teilnehmer sich im Wasser nicht wohl fühlt“, erklärt Sebastian Fleper von Heinemann Projektberatung, „haben wir immer die Möglichkeit, die entsprechende Person aus der Gruppe zu nehmen und mit ihr erst einmal verschiedene Wassergewöhnungsübungen zu machen, bis sie sich mit dem Element vertraut fühlt und wieder in die Übungen integriert werden kann.“ Dies beschert Heinemann sehr geringe Durchfallquoten beim Sea Survival und HUET, die in Elsfleth nach den strengen Regeln der GWO (Global Wind Organisation) trainiert werden.

Ein Ausblick auf die HOFO

Zwar gibt es schon seit Langem Regelwerke, etwa von der EASA, welche die Fliegerei über dem Meer noch sicherer machen sollen – als Damoklesschwert sehen allerdings viele mittelständige und große Hubschrauberdienstleister die HOFO (Helicopter Operations for Offshore) mit ihren Supplements an, die zum 1. Juli diesen Jahres (2018) endgültig eingeführt werden soll.

Was auf die Hubschrauber-Betreiber definitiv zukommt, ist die Nachrüstung ihrer Maschinen mit Helicopter Emergency Egress Lights (HEEL), einem Automatic Deployable ELT (ELT(AD)) sowie der Einbau von Flugüberwachungssystemen wie HUMS bzw. Health- /Vibration Monitoring. Im Allgemeinen bringt die HOFO zwar einige Neuerungen verpflichtend mit sich, soll aber letztendlich die Fliegerei über See noch sicherer gestalten – ein Ziel, von dem letztendlich jeder einzelne Fluggast, Pilot und Hoist-Operator profitieren wird.

Dieser Artikel ist in voller Länge in der Ausgabe 3/2018 von ROTORBLATT – Deutschlands führendem Helikopter-Magazin zu lesen.
http://www.rotorblatt.de

ÄHNLICHE ARTIKEL

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

- Anzeige -spot_img

MEISTGELESEN