Im Flugbetrieb der Bundeswehr klemmt es an vielen Ecken. An manchen Stellen helfen zivile Firmen bei der Ausbildung. Auch die „Sea King“-Flieger der Marine haben sich jetzt externe Unterstützung an der englischen Kanalküste besorgt.
Die Situation beim Marinefliegergeschwader 5 in Nordholz ist schon seit Jahren angespannt. Der Blick auf die veröffentlichten Zahlen der „Einsatzbereitschaft der Haupwaffensysteme 2017“ weist für das Hubschraubermuster „Sea King“ einen Verfügungsbestand von 16 Maschinen aus, von denen aber im Durchschnitt nur 4-5 Maschinen (Klarstand) zum Flugbetrieb bereitstehen. Viel zu wenig, um das komplette Aufgabenspektrum abzudecken. Die bekannteste Aufgabe der Staffel ist der SAR-Dienst (Search and Rescue) über See. Hier hat die Marine seit 60 Jahren die deutsche ICAO Verpflichtung übernommen, und stellt mindestens eine Maschine für den SAR Dienst bereit. 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr. Auch für die Bundeswehr und die NATO Partner ist das eine wichtige Verpflichtung, denn ohne SAR-Bereitschaft wird kein militärischer Flugbetrieb über See ausgeführt. Darüber hinaus gibt es für die „Sea King“ Besatzungen zahlreiche andere Aufgaben in der Flotte, für viele Bereiche sind sie wichtiger Ausbildungspartner, beispielsweise für die Boardingsoldaten oder die Spezialkräfte der Marine, die Kampfschwimmer. Eine andere Hauptaufgabe ist der Einsatz als Bordhubschrauber für die Einsatzgruppenversorger, die größten Schiffe der Marine. Um allen Aufgaben gerecht zu werden, alle Besatzungen in allen Rollen auszubilden und auf Einsatzstatus zu halten, reicht die Anzahl der zur Verfügung stehenden Flugstunden nicht mehr aus. Die Marine hat sich deshalb nach Unterstützung umgeschaut, und ist bei der britischen Helikopterfirma „Heli Operations“ fündig geworden.
Zurück zu den Wurzeln
Als Anfang der 1970er Jahre 22 Westland Sea King Maschinen beschafft wurden, begann auch ein intensives Ausbildungs- und Kooperationsmodell mit der Royal Navy. Die Seenot- Rettungsflieger fanden gleich eine gemeinsame Wellenlänge, zahlreiche Hubschrauberpiloten der Marine erhielten sowohl ihre fliegerische Grundausbildung als auch die „Sea King“ Typschulung auf der Insel. Über Personalaustauschprogramme blieb man auch im täglichen Staffelflugbetrieb miteinander verbunden. Völlig verständlich, dass man in der Engpass- Situation der letzten Jahre bei der Royal Navy anfragte, ob eine Unterstützung möglich wäre. Die gab es nur bedingt, denn bei der Royal Navy und auch bei der Royal Air Force, die auch zwei „Sea King“ Staffeln für den SAR Einsatz unterhielt, standen die Zeichen bereits auf Ausmusterung dieses Hubschraubers.
In Verbindung mit der Firma „Heli Operations“ fand man aber eine gemeinsame Lösung. Die Hubschrauberspezialisten (fast alles ehemalige Militärpiloten und Techniker) konnten von der Royal Navy zwei bereits eingemottete Maschinen leasen und für den Ausbildungsbetrieb wieder zulassen, und zwar mit militärischer Kennung, im Betrieb unter militärischen Flugregeln, und mit Besatzungen, die militärisch ausgebildet wurden.
Stephan MacNeil ist Chefausbilder, auch er ein ehemaliger Navy Pilot, der von der Gazelle bis zum Merlin so ziemlich alles geflogen hat. „Im Mittelpunkt der Anfängerschulung steht zunächst das Handling mit der großen Maschine, aber wir starten auch sehr früh mit Elementen, die auf die Rettungsfliegerei im Vier-Mann-Besatzungskonzept hinführen. Das ist die Annäherung an einen Winschpunkt, an eine Klippe oder ein Schiff, und das Einsprechen durch den Windenoperator“
Zwei Fluglehrer kümmern sich um maximal zwei Flugschüler. Die Atmosphäre bei „Heli Operations“ ist entspannt, aber konzentriert. Wird nicht geflogen, stehen Unterrichte auf dem Programm. Auch hier geht es im Schwerpunkt um die Rettungsfliegerei über See.

Da die Maschinen mit militärischer Kennung und nach militärischen Flugregeln betrieben werden, ist es in Großbritannien möglich, mit praktisch jedem Schiff (wenn der Kapitän zugestimmt hat) zu trainieren. In der Deutschen Bucht wäre das nur mit Behörden- und Marineschiffen möglich. Fluglehrer Stephan MacNeil beschreibt es so: „Bereits beim Briefing vor dem Flug schauen wir im „AIS“ (Automatic Identification System), welche Schiffe im Kanal unterwegs sind. Wir können uns dann ganz gezielt verschiedene Frachtschiffe, Tanker oder Fischerboote herauspicken, die wir dann, radarunterstützt durch den Navigator, anfliegen. In der Rolle des AC ist es wichtig, möglichst viele unterschiedliche Situationen in der Schulung bereits erlebt, und Entscheidungen getroffen zu haben.“ Beim Kommandantenkurs wird das Rollenspiel und die Zusammenarbeit im Vier-Mann Team perfektioniert. SAR Piloten müssen Teamplayer und der AC Teamleader sein.
Dieser Artikel ist in voller Länge in der Ausgabe 4/2018 von ROTORBLATT – Deutschlands führendem Helikopter-Magazin zu lesen.
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