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StartEuropaRettung für die Luftretter: RTH in Österreich verunglückt

Rettung für die Luftretter: RTH in Österreich verunglückt

(Dieser Text stammt aus dem August 2017)

Am Abend des 1. August diesen Jahres verunglückte der Rettungshubschrauber Martin 4 im Großglocknergebiet an der Erzherzog-Johann-Hütte. Die höchstgelegene Schutzhütte Österreichs ist eine wichtige Station für Bergsteiger, die den Großglockner besteigen wollen. Sie liegt auf 3.454 Metern Höhe – doch als einer der Bergsteiger Hilfe benötigte, geriet die Crew mit ihrem Rettungshubschrauber plötzlich selbst in Schwierigkeiten.

Anton Riepler ist seit 14 Jahren Berg- und Schiführer in der Großglocknerregion und kennt diese Gegend wie seine Westentasche. Er ist dort aufgewachsen und kennt die Tücken, die auf jeden Bergsteiger warten, die ihr Glück mit einem Aufstieg auf Österreichs höchsten Berg versuchen möchten. Wenn er nicht gerade selbst Bergsteigergruppen anführt, ist er Wirt der Erzherzog-Johann-Hütte und arbeitet als Einsatzleiter der örtlichen Bergrettung. Und dieses Mal gab es einen solchen Rettungseinsatz, den er so schnell nicht vergessen wird.

Schon am frühen Nachmittag des 1. August wurde er darüber informiert, dass es dem Mitglied einer Bergsteigergruppe nicht besonders gut ginge und dieser medizinische Hilfe benötige. Es wurde die Erzherzog-Johann-Hütte als Treffpunkt vereinbart und als Riepler dort eintraf, schaute er sich den Patienten an und entschied aufgrund dessen schlechter werdenden Gesundheitszustandes wenig später, dass dieser mit einem Rettungshubschrauber abgeholt und in ein Krankenhaus geflogen werden müsste.

Mit dem Patienten an Bord wurde die Maschine plötzlich instabil

Über Funk informierte Riepler die Crew, dass die Übergabe des Patienten nun stattfinden könnte, woraufhin der rote Explorer MD902 des privaten Luftfahrtunternehmens Heli Austria die Landezone ansteuerte, um ein hot boarding mit halbseitiger Abstützung des Landegestells auf einer Felskante durchzuführen. Nach Bestätigung der medizinischen Crew wurde die Seitentür des schwebenden Hubschraubers geöffnet und der Patient sollte über das Landegestell in die Kabine steigen. Als die Tür wieder verschlossen war und der Hubschrauber nun abheben wollte, bemerkte Riepler, dass dieser plötzlich immer unruhiger wurde und der Pilot offensichtlich Mühe hatte, die Maschine unter Kontrolle zu behalten.

Was dann als Nächstes geschah, beschreibt der Bergretter als Augenzeuge so: „Ich merkte bald, dass der Hubschrauber sich zu drehen begann. Um dem Piloten Platz zu lassen, ging ich zunächst zur Seite weg und merkte aber gleich, dass es knapp werden würde. Dem Landegestell des herumwirbelnden Helikopters konnte ich gerade noch so ausweichen. Es verfehlte mich um weniger als einen halben Meter. Dann versuchte ich, von der Landezone weg in die richtige Richtung zu flüchten. Ich wusste, dass ich im Nahbereich keine Überlebenschance haben würde. Als der Hubschrauber schließlich so außer Kontrolle war, dass er mit seinem Hauptrotor die Felsen touchierte, flogen die Fetzen. Ich, und auch die zahlreichen Beobachter auf der Terrasse der Hütte wurden aber Gott sei Dank nicht getroffen. Auch der Hubschrauber mitsamt der Besatzung kam wie durch ein Wunder mitten in den abschüssigen Felsen nahe einer 200m Wand rechts, und steilem Gletschergelände links, zu liegen.“ Nach der ersten Schrecksekunde drückte Riepler sofort den Notfallknopf seines Funkgerätes und lief zur Cockpitscheibe. Diese hatte ein klaffendes Loch auf der Steuerbordseite und er half dem Piloten und dem Flugretter ins Freie. Als Nächstes gab es Feuer im Bereich der Turbinen, welches der Pilot dann noch mit dem Bordfeuerlöscher zu ersticken versuchte.

Mehr Flugtraining gefordert

Die Arbeit mit Hubschraubern an der Erzherzog-Johann-Hütte ist nicht ungewöhnlich. Zum einen werden alpine Notfälle abgearbeitet, zum anderen ist die Ver- und Entsorgung mit Baumaterial, Schwerlasten usw. mehrmals im Jahr notwendig, da es keinen direkten Abfahrtsweg ins Tal gibt. Die Landemöglichkeiten sind je nach Schneelage begrenzt. Im Frühsommer, bei guter Schneelage, können die Helikopter teilweise direkt hinter der Hütte abgestellt werden. Im Sommer hingegen ist die warme Luft für eine vollständige Landung nicht tragfähig genug, sodass nur abgestützte Landungen in Frage kommen. Alle möglichen Landezonen in Hüttennähe befinden sich im Gratbereich auf ca. 3450m und sind durchaus als kritisch zu betrachten.

Hört man sich vor Ort unter den Bergrettern und Bergführern um, so wird einhellig die durch Sparmaßnahmen, Flugverbote und Einschränkungen einhergehende fehlende Höhenflugerfahrung und Trainingsmöglichkeit sowohl für die Piloten, als auch für die Bergretter bemängelt. Bis vor zwei Jahren waren Hubschraubertrainings wegen der strengen Naturschutzauflagen im Großglocknergebiet sogar verboten. Inzwischen werden wieder regelmäßig Übungen und Schulungen mit allen Helikopterbetreibern und der Flugpolizei durchgeführt.

Dieser Artikel ist in voller Länge in der Ausgabe 4/2017 von ROTORBLATT – Deutschlands führendem Helikopter-Magazin zu lesen.
http://www.rotorblatt.de

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