Sonntag, September 28, 2025
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Polizeipilotenausbildung – Sieben Tage, sieben Berge

Der 37. Ausbildungslehrgang an der Luftfahrerschule für den
Polizeidienst in Sankt Augustin führte die angehenden Piloten in die Berge. Das Gebirgsflugtraining brachte Mensch und Maschine an ihre Leistungsgrenzen.

Wer den Job im Cockpit bei der Bundes- oder Landespolizei macht, der wird sich eines Tages in Einsatzsituationen wiederfinden, die weit über das hinausgehen, was allgemein mit einem zivilen Hubschrauber machbar und dem „normalen“ Piloten auch erlaubt ist. Das maximal Mögliche sich selbst und der Maschine abzuverlangen, um das Einsatzziel zu erreichen – das bringt es auf den Punkt, warum die Polizeiluftfahrt sich eben doch erheblich von der sonstigen Hubschrauberei abhebt und weshalb ja auch im §30 LuftVG entsprechende Ausnahmen definiert sind, sofern sie zwingend notwendig sind. Und dass es hin und wieder so weit kommt, ist nicht erst seit dem G20-Gipfel in Hamburg bekannt, als der gesperrte Luftraum über der Hansestadt 24 Stunden am Tag auch von den Kollegen der Bundes- und Landespolizei mit Hubschraubern überwacht werden musste.

Etwas über sieben Tage dauerte das Vorhaben insgesamt und es begann mit einem gemeinsamen Abflug von der Polizeifliegerschule in Sankt Augustin. Weil auch die Fliegerstaffeln der Länderpolizeien ihre Piloten dort ausbilden lassen, waren am Ende acht Hubschrauber, mit drei verschiedene Typen aus mehreren Bundesländern beteiligt. Das liegt daran, dass es Bundesländer wie beispielsweise Hessen, NRW und BadenWürttemberg gibt, die als Einsatzmuster nicht die EC135, sondern EC145, H145 oder auch H135 fliegen. Polizeiflugschüler, die nach der Ausbildung in ihren Staffeln solche Helikopter fliegen, wechseln nach dem ersten Jahr in der Grundausbildung direkt auf das zweitmotorige Folgemuster ihrer Staffel inklusive des eigenen Lehrpersonals.

Landungen in 8.000 Fuss (2.500 Metern) Höhe

An der Basis in Oberschleißheim, genutzt für Technik, Logistik und Übernachtung, war dann jeden Tag um 9 Uhr Take-Off in Richtung Berge angesetzt. Dabei arbeitete sich der Lehrgang mit Hubschraubern von Osten her entlang der Landesgrenze zu Österreich in Richtung Westen im wahrsten Sinne des Wortes durch fast jedes Tal und über jeden Gipfel, inklusive Zugspitze. Erstes Flugziel war Bernau am Chiemsee mit Ausdehnung des Trainingsgebietes bis in den südöstlichsten Zipfel Deutschlands, dem Nationalpark Berchtesgarden. Dabei nahm das Höhenprofil schrittweise zu. Landungen in 5.000 Fuß wurden an den ersten drei Tagen bis auf 7.000 Fuß gesteigert. Zuletzt waren es sogar 8.000 Fuß. Dünne Luft und warme Temperaturen waren dabei die größte Herausforderung für die Piloten, die die Maschinen präzise entlang von Felswänden steuern oder in schwierigem Terrain sicher landen mussten. Dabei galt es, ein Gespür dafür zu bekommen, wie sich vor allem Haupt- und Heckrotor unter diesen Umständen ihren Wirkungsgrenzbereichen nähern.

Begleitet wurde das Flugtraining von diversen Übungsszenarien, die der echten Einsatzwelt für Polizeipiloten im alpinen Gebirge entsprechen. Allen voran stand die Personensuche mit dem Helikopter. Mit einer vagen Einsatzmeldung, dass ein Wanderer beispielsweise die in 2.191 Metern Höhe gelegene Mindelheimer Hütte im Allgäu morgens verlassen hätte und seit dem vermisst würde, beginnt eine solche Übung. Dann gilt es, die gängigsten Kletterstiege im Umfeld der Hütte in immer größer werdenden Kreisen abzufliegen. Mitarbeiter der örtlichen Bergrettungsvereine übernahmen die Darstellung der vermissten Wanderer.

Schlechte Wetterbedingungen bei Sonnenschein

Anderes Szenario, andere Gegend: die Simulation von Fliegen in Schlechtwetterbedingungen im Gebirge. Hier spielte jedoch das Wetter nun ausgerechnet nicht mit und zeigte sich mit einem Hochdruckgebiet und endlosen Sichten von seiner besten Seite. Was also tun? „Wir haben den Piloten einfach maximale Höhen- und Leistungsvorgaben gemacht. Wegen einer angenommenen niedrigen Wolkendecke wurde die Flughöhe auf 5.000 Fuß begrenzt und für die dünne Höhenluft wurde die Leistungsvorgabe bei maximal 80% vorgeschrieben“, erklärt Rüdiger Baden. Da bleibt unter Umständen tatsächlich nur noch der Konturenflug durch jedes Tal. Doch es hat alles gut funktioniert, die Ausbildungsziele wurden ohne Zwischenfälle erreicht. Der gelungene Abschluss einer zweijährigen Ausbildung.

Dieser Artikel ist in voller Länge in der Ausgabe 4/2017 von ROTORBLATT – Deutschlands führendem Helikopter-Magazin zu lesen.
http://www.rotorblatt.de

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