Polen hat offiziell bekannt gegeben, dass es seine Pläne zum Erwerb von 32 S-70i Black Hawk-Hubschraubern aufgibt. Grund für die Kehrtwende sei eine strategische Überprüfung, bei der festgestellt wurde, dass das Modell langfristig nicht den Anforderungen der polnischen Streitkräfte entspreche. Die Maschinen hätten ursprünglich von PZL Mielec, der polnischen Tochterfirma von Sikorsky, geliefert werden sollen.
Milliardeninvestitionen in andere Systeme
In den vergangenen Jahren hat Polen massiv in seine Streitkräfte investiert – nicht zuletzt aufgrund des Krieges in der benachbarten Ukraine. Bereits 2022 erhielt Leonardo-Tochter PZL-Świdnik einen Auftrag über 32 AW149-Helikopter. 2023 folgte eine Bestellung von 96 AH-64E Apache-Kampfhubschraubern samt Ausrüstung im Wert von rund 12 Milliarden US-Dollar.

Geopolitik und NATO-Aufgaben als Entscheidungsgrundlage
Vizeverteidigungsminister Paweł Bejda erklärte, die Entscheidung sei im Kontext der geopolitischen Lage, der russischen Rüstungsvorhaben sowie der Rolle Polens innerhalb der NATO gefallen. Er betonte jedoch, dass es sich formal nicht um eine Vertragskündigung handle – ein bindender Vertrag sei nie unterzeichnet worden.

Kritik vom ehemaligen Verteidigungsminister
Mariusz Błaszczak, Ex-Verteidigungsminister und Architekt der ursprünglichen Beschaffungspläne, kritisierte die Entscheidung scharf. Auf der Plattform X nannte er sie eine „Blamage“. Er warnte vor Verzögerungen bei der Modernisierung der Hubschrauberflotte, Arbeitsplatzverlusten bei PZL Mielec und einem Rückgang der Interoperabilität mit bestehenden Black-Hawk-Einheiten der polnischen Armee.
Neue Prioritäten: Kampftraining, Marine und Transport
Generalstabschef Wiesław Kukuła begründete die Umstrukturierung mit einer strategischen Neuausrichtung der Beschaffungsvorhaben. Die künftige Prioritätenliste sehe zunächst Trainings- und Kampfhubschrauber vor, gefolgt von einem neuen Mehrzweckdeckhubschrauber für die Marine, einem schweren Transporthubschrauber und einem Such- und Rettungshubschrauber.

Reaktion von Lockheed Martin
Ein Sprecher von Lockheed Martin, dem Mutterkonzern von Sikorsky, betonte in einer Stellungnahme die Bedeutung der Black Hawks für Polens aktuelle Missionen. Man hoffe auf eine Fortsetzung der langjährigen Partnerschaft mit der polnischen Industrie und verwies auf die rund 1.700 Mitarbeiter bei PZL Mielec, die an der Herstellung von F-16-Kampfflugzeugen und Black Hawks beteiligt sind.