Montag, September 29, 2025
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Pilotenwissen: Ein Tropfen kalte Luft

Ein Tropfen kalter Luft, der fachliche Begriff – Kaltlufttropfen – bringt bei der Vorhersage und Flugdurchführung nicht nur Piloten in Bedrängnis, sondern auch nicht selten den Meteorologen, trotz modernster Technik und Wettermodelle.

Diese spezielle Wetterlage resultiert aus der aktuellen Lage der Steuerungszentren der Atmosphäre. Das Grundschema der Zirkulation besteht aus einem System von Einzelgliederungen. Sie lassen sich in Boden- und Höhenkarten anschaulich darstellen. Das Temperaturgefälle zwischen den Polen und Äquator verläuft nicht gleichmäßig und variiert ständig. Mitteleuropa liegt in der sogenannten Westwindzone der gemäßigten Breiten. Hoch- und Tiefdruckgebiete wechseln sich kontinuierlich ab und sind in der Regel nur von kurzer Dauer. Es entstehen wellenförmige Strömungsmuster (Meander), mit mehr oder weniger markanten Ausbuchtungen. In der Höhe befördern Hochdruckkeile Warmluft polwärts, Tiefdrucktröge transportieren Kaltluft Richtung Äquator. Wird die von einem Höhentrog nach Süden vordringende Kaltluft in der weiteren Entwicklung von einem Warmluftvorstoß auf der Vorder- und Rückseite des Troges abgeschnitten, entsteht dieser sogenannte Cut-Off-Prozess. Der nun von dem Trog völlig unabhängige Kaltlufttropfen beginnt sein Eigenleben. Der Trog verlagert sich entsprechend der Höhenströmung.

Kaltlufttropfen verstecken sich im Hoch

Kaltlufttropfen sind ellipsen- oder kreisförmige Kaltluftkörper. Sie sind häufig oberhalb der Randgebiete eines Bodenhochs zu finden. Der Luftdruck am Boden unterhalb des Tropfens zeigt oft keine oder nur eine schwach ausgeprägte zyklonale Zirkulation. Es fehlen häufig geschlossene Isobaren wie bei einem Tief, auch Fronten fehlen. Kaltlufttropfen werden von der schwachen Strömung in Bodennähe beeinflusst. Die Verlagerung ist immer an die Bodenströmung gebunden. Wegen des schwachen Luftdruckgradienten ist seine Verlagerungsrichtung nur schwer zu bestimmen.

Jahreszeitlich treten Kaltlufttropfen häufiger im Winter über dem Festland auf, aber auch gelegentlich im Sommer. Die räumliche Ausdehnung ist im Winterhalbjahr meistens größer als im Sommer. Sie kann einhundert und weit mehr Quadratkilometer betragen. Zeitlich kann die Beeinflussung für ein Gebiet auch über Wochen andauern.

Überquert ein Kaltlufttropfen ein Gebiet, sind keine wesentlichen Druckänderungen zu erkennen. Der schnelle Blick auf das Barometer täuscht aber! Das Barometer zeigt auf „HOCH“. Damit verknüpft man ganz allgemein wolkenarmes Wetter. Denn bei Hochdruckeinfluss findet eine Absinkbewegung der Luft mit Erwärmung und Wolkenauflösung statt. Also keine störenden Einflüsse. Die Täuschung ist perfekt. Aber was passiert hier wirklich? Tatsächlich hat sich ein „Höhentief“ in einem Hoch „versteckt“. Das sollte unabdingbar bei der Flugplanung bedacht werden.

Für eine Flugdurchführung sollte sich der Luftfahrzeugführer aus Satellitenbildern oder durch Regenradar ausgewählter Stationen auf der Strecke informieren. Weitere Informationen liefern die bekannten Produkte des DWD.

Dieser Artikel ist in voller Länge in der Ausgabe 3/2018 von ROTORBLATT – Deutschlands führendem Helikopter-Magazin zu lesen.
http://www.rotorblatt.de

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