Sonntag, September 28, 2025
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FAA gibt Versäumnisse nach tödlicher Kollision in der Luft über Washington D.C. zu

Die US-Luftfahrtbehörde Federal Aviation Administration (FAA) hat eingeräumt, dass sie mehr tun muss, um die Sicherheit im Luftverkehr zu gewährleisten. Anlass ist eine Anhörung vor dem Kongress zu einer tödlichen Kollision zwischen einem Armeehubschrauber und einem Passagierflugzeug über der US-Hauptstadt im Januar. Bei dem Unfall kamen 67 Menschen ums Leben, es war der schlimmste Flugzeugabsturz in den USA seit 2001.

„Wir müssen es besser machen“, sagte Chris Rocheleau, der amtierende Administrator der FAA, während der Anhörung. „Wir müssen Trends erkennen, intelligenter mit unseren Daten umgehen und sicherstellen, dass unsere Korrekturmaßnahmen konsequent umgesetzt werden.“

(Symbolfoto) Ein Black-Hawk Hubschrauber während eines Einsatzes (Foto: Lockeed Martin)

Künstliche Intelligenz soll Sicherheitsrisiken aufspüren

Die FAA setzt inzwischen künstliche Intelligenz (KI) ein, um Sicherheitsrisiken zu analysieren und potenzielle Gefahrenschwerpunkte an anderen Flughäfen mit hoher Hubschrauber- und Flugzeugdichte zu identifizieren. Laut Rocheleau soll die Untersuchung innerhalb weniger Wochen abgeschlossen sein. Besonders im Fokus stehen neben Washington auch Boston, New York, Baltimore, Detroit, Chicago, Dallas, Houston, Los Angeles und die Golfküste. Falls sich dort Risiken zeigen, werde man sofort handeln.

Kritiker werfen der Behörde vor, bereits im Vorfeld zahlreiche Warnsignale ignoriert zu haben. In den drei Jahren vor dem Unfall gab es 85 Beinahe-Kollisionen am Ronald Reagan National Airport, ein klares Zeichen für ein wachsendes Sicherheitsproblem. Dennoch blieb ein konsequentes Eingreifen aus.

Alarmierende Tests mit Anti-Drohnen-Technologie

Ein weiteres Sicherheitsproblem wurde bei der Anhörung von Senator Ted Cruz angesprochen. Am 1. März lösten Tests der US-Navy und des Secret Service mit Anti-Drohnen-Technologie eine Reihe von Kollisionswarnungen in Passagierflugzeugen aus. Grund: Die Technologie nutzte dieselbe Frequenz wie die Warnsysteme der Flugzeuge – und das, obwohl die FAA ausdrücklich davor gewarnt hatte.

„Es ist zutiefst beunruhigend, dass nur einen Monat nach der Katastrophe von Januar Tests durchgeführt wurden, die dazu führten, dass mehrere Flugzeuge Notfallwarnungen erhielten und zu Ausweichmanövern gezwungen wurden“, sagte Cruz.

US Navy-Bergungsteams heben am Dienstag den hinteren Flügelbereich des American Airlines Flugs 5342 aus dem Potomac River. (Foto: Roberto Schmidt / CNN)

Einschränkungen für Hubschrauber und neue Vorschriften

Nach dem Unfall wurde der Hubschrauberverkehr rund um den Reagan National Airport eingeschränkt. Inzwischen ist der Flugkorridor, auf dem sich die Kollision ereignete, weitgehend gesperrt. Falls ein Hubschrauber ihn doch nutzen muss, ist der gleichzeitige Betrieb von Flugzeugen auf dieser Landebahn untersagt.

Ein weiteres Problem betrifft die Ortung von Armeehubschraubern. Bis zur Anhörung hatte die US-Armee die Transponder ihrer Hubschrauber meist ausgeschaltet, um „sensible Missionen“ nicht öffentlich sichtbar zu machen. Rocheleau kündigte an, dass die FAA nun alle Luftfahrzeuge in der Nähe von Washington D.C. dazu verpflichten wird, ihre Position in Echtzeit zu senden („ADS-B out data“).

Die NTSB hat mit der Auswertung der Daten aus den Flugdatenschreibern und Cockpit-Stimmenrekordern des CRJ700 begonnen, der in die Kollision in der Luft über D.C. verwickelt war. (Foto: NTSB)

Defekte Systeme und mangelnde Kontrollen

Laut der National Transportation Safety Board (NTSB) könnte jedoch ein noch grundlegenderes Problem vorliegen: Funktionieren die Systeme überhaupt? Die Ermittler fanden heraus, dass der Hubschrauber, der in die Kollision verwickelt war, seit 730 Tagen keine Standortdaten gesendet hatte. Nach dem Unfall überprüfte die NTSB weitere Armeehubschrauber und stellte fest, dass acht von ihnen seit 2023 keine Signale mehr ausgesendet hatten.

Die Vorsitzende des NTSB, Jennifer Homendy, kritisierte zudem, dass unklar sei, was die Armee mit Berichten über Beinahe-Kollisionen mache. Auch die Frage, wie genau die Einhaltung von Flughöhen überprüft werde, blieb unbeantwortet. „Die Sicherheitsdiskussionen auf Bataillonsebene scheinen sich eher um Stolperfallen und Rutschgefahr als um ernsthafte Flugrisiken zu drehen“, sagte sie.

(Symbolfoto) Ein Black-Hawk Hubschrauber während eines Einsatzes (A UH-60M

Angehörige fordern Konsequenzen

Für die Hinterbliebenen der Opfer ist die bisherige Aufarbeitung unzureichend. Dailey Crofton, dessen Bruder Casey bei dem Unfall ums Leben kam, zeigte sich schockiert über die Sicherheitslücken.

Auch Tim Lilley, ehemaliger Black-Hawk-Pilot und Vater des bei der Kollision gestorbenen Kopiloten Sam Lilley, kritisierte die Armee scharf. Seine Vorschläge, darunter die dauerhafte Aktivierung der Ortungssysteme, eine vierköpfige Crew oder der Verzicht auf ältere Black-Hawk-Modelle in Washington, seien ignoriert worden. „Ich bin frustriert über das mangelnde Verantwortungsbewusstsein. Die Armee will immer noch nicht zugeben, dass sie Fehler gemacht hat“, sagte Lilley.

Während die FAA nun Reformen verspricht, bleibt die Frage, warum es erst zu einer Tragödie kommen musste, bevor gehandelt wurde.

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