Sonntag, September 28, 2025
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StartEuropaNH90 in den Niederlanden: Vom Pionierprojekt zum Einsatzheli

NH90 in den Niederlanden: Vom Pionierprojekt zum Einsatzheli

Als der Vertrag über 20 NH90 NFH im Jahr 2000 unterschrieben wurde, sollte es noch zehn Jahre dauern, bis die Niederlande als erstes NATO-Mitglied den Lynx-Nachfolger erhalten sollte. Die Maschinen waren zwar flugtauglich, aber noch lange nicht fit für den Einsatz.

Um in den Niederlanden NH90-Pilot zu werden, beginnt man seine Laufbahn exakt wie spätere Fighter Jet-Piloten: auf einer PC-7. Das erste Mal mit einem Hubschrauber in Kontakt kommen die niederländischen Flugschüler übrigens in Deutschland: „Bückeburg ist eines der modernsten internationalen Ausbildungszentren für Hubschrauber“, erklärt Captain Gerwin von der 860. Staffel Hollands. Anschließend kommen die Flugschüler zurück und beginnen ihr Type Rating für das Muster NH90 NFH (NATO Frigate Helicopter) in der Heimat.

So wohl organisiert und strukturiert die Ausbildung auch ist, die Einführung des NH90 NFH in den Niederlanden war alles andere als einfach und ist nach wie vor nicht vollständig abgeschlossen. Den NH90, der in Deutschland als Nachfolger der Bell UH1-D betrachtet wurde, verband man im globalen Gefüge mit der Idee von einem gemeinsamen NATO-Hubschrauber. Dies führte zu einer sehr engen Zusammenarbeit und auch heute noch sind die Niederlande zusammen mit Frankreich die Führungsnation bei diesem Projekt.

Ablösung des Lynx-Hubschraubers

Der Westland Lynx-Hubschrauber, der bis dahin der Royal Netherlands Navy treue Dienste geleistet hatte, wurde im Jahr 2010 ausgephast. Die ersten NH90, die damals vor neun Jahren geliefert wurden, waren lediglich MOC, das bedeutet „Meaningful Operational Capable“ und man könnte es eigentlich eher mit „grundsätzlich flugbereit“ umschreiben. Denn die Einsatzausstattung war nicht vollständig vorhanden oder gar entwickelt. Jeder Staat macht seine Sache selbst. Wobei sich das Rad der Zeit unermüdlich weiterdreht und einige Features mussten im Rahmen von Retrofit-Programmen aufwändig nachgerüstet werden, um die Maschinen überhaupt auf den Stand zu bringen, der zehn Jahre zuvor bei Vertragsunterzeichnung vereinbart worden war.

Die Niederlande entschieden sich, den Hubschrauber dennoch einzuführen, „um frühstmöglich Erfahrungen zu sammeln, auch mit dem Wissen, dass sowas Konsequenzen haben kann“, beschreibt Gerwin die Situation.

Eine dieser Konsequenzen war Korrosion. Die Einsätze über dem offenen Meer, der Hochsee – es gibt keine stressvollere Einsatzumgebung für die hochsensible Hubschraubertechnik. Und die Niederlande waren auch das erste Betreiberland überhaupt, das einen NH90 für einen langen Zeitraum an Bord eines Schiffes stationierte.

Zwölf NH90 sind als NFH ausgerüstet. Sie tragen alle Systeme an Bord, die für den maritimen Einsatz und das Kampfgeschehen auf hoher See notwendig sind. Acht weitere Helikopter fliegen in der TNFH-Variante. Diese taktische Transportversion fliegt sowohl über See als auch über Land. Das Sonar ist hier entfernt, ebenso die Kontrollstation dafür. Stattdessen erhielt diese Variante ein Warn- und Abwehrsystem gegen anfliegende Flugkörper, unterm Strich ergab sich jedoch eine Gewichtsersparnis. Je nach Einsatzszenario kann der NH90 auch in eine Amphibienversion umgerüstet oder für den Kampfeinsatz auf See ausgestattet werden. Diese Vielfältigkeit geht in Bezug auf die Kampffähigkeit über die Möglichkeiten des Vorgängers Lynx hinaus.

„Der NH90 wird niemals vollständig entwickelt sein. Dafür ist das Tempo moderner Technologien viel zu hoch. Intern gehen wir von einem Mid-Life Update für den NH90, wie wir ihn heute betreiben, im Jahr 2025 aus.Wir müssen bereits jetzt nachdenken und anfangen zu planen. Wir müssen schauen, ob wir weitere Länder ins Boot holen können, um die Kosten zu reduzieren. Es ist ein sehr langer Prozess mit der Industrie, denn es muss ja alles erst entwickelt und gebaut werden. Die Niederlande und Belgien sind bereits vorne mit dabei. Wir wollen schauen, ob wir auch Deutschland, Norwegen, Frankreich und Italien mobilisieren können, um eine Art Block-Upgrade für den NH90 zu arrangieren, um diesen Hubschraubertyp auch jenseits des Jahres 2025 für künftige Einsätze mit neuster Technologie fit zu halten“, ist Commander Kleingeld überzeugt.

Dieser Artikel ist in voller Länge in der Ausgabe 1/2019 von ROTORBLATT – Deutschlands führendem Helikopter-Magazin zu lesen.
http://www.rotorblatt.de

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