1997 gründeten die Luftwaffen der westeuropäischen Länder die European Air Group (EAG), um die Interoperabilität zwischen den einzelnen nationalen Einheiten zu verbessern. Eine der Hauptaufgaben dieser Gruppe war die militärische Ausbildung und die Organisation von Übungen. Am 3. Juli 2013 beschloss die EAG, ein europäisches Personal Recovery Center (EPRC) mit Sitz in Italien zu gründen und – um ein hohes Qualifikationsniveau aufrechtzuerhalten – wurde im Spätsommer des vergangenen Jahres in Lechfeld der Air Centric Personnel Recovery Operations Course (APROC) als Spezialausbildung durchgeführt.
Es gab bereits eine Schulung im Vorjahr, aber im Vergleich dazu war diese doch anders. Die Ziele waren zwar dieselben, aber der Ansatz war ein komplett neuer. Der niederländische Lt. Col. Holewijn war Kursleiter der letzten Übung. Er erklärt: „Die größte Diskussion, die wir im letzten Jahr hatten, war: Was ist das? Ist dies eine Übung, ist es eine Trainingsveranstaltung, oder ist es ein Ausbildungskurs?“
Das EPRC kam zu dem Schluss, dass es zu einem wirklichen Kurs, einer Ausbildung zurückkehren musste. Es sollte klare und explizite Lernziele geben und eine eindeutige Beschreibung, wie der Kurs in den zwei Wochen langsam im Anspruch gesteigert werden kann. „Es muss möglich sein, dass auch an Tagen, an denen wir drei Einsatzteams haben, alle die gleiche Mission erfüllen können. Sie müssen die gleiche Lernkurve haben.“ Der Kurs begann daher auf einem einfachen Level, um allen Teilnehmern einen guten Einstieg zu ermöglichen.
Mit der Theorie fängt es an
Der Kurs beginnt mit zwei Tagen Theorieunterricht. Der erste Tag konzentriert sich auf die Bedeutung Personenbergung, es wird aber erwartet, dass sich die Teilnehmer damit bereits ein bisschen auskennen. Darüber hinaus erhalten die Teilnehmer Informationen über die lokalen Vorschriften, über das, was sie in den kommenden Tagen erwarten wird, welche Rolle die „Überlebenden“ in diesem Kurs einnehmen sowie die Kapazitäten und Möglichkeiten der verschiedenen Flugzeuge. Am zweiten Tag steht die Planung im Fokus. Wie funktioniert der Koordinationsprozess, wie verteilt man die Aufgaben, welche Schritte sind zu durchlaufen und wie setzt man die verschiedenen Tools ein. Crews und Hubschrauber verschiedener Nationen sind die ganze Zeit gemischt.
Holewijn findet das sehr interessant: „Normalerweise sprechen Jet-Piloten nie mit Bergungskräften. Jetpiloten und Hubschrauberpiloten sprechen manchmal miteinander, aber sie kooperieren nicht oft. Abgesehen von diesen beiden Luftfahrzeug-Gruppen gibt es zudem noch eine AWACS in der Unterstützerrolle. Natürlich sprechen Jetpiloten oftmals mit der AWACS-Crew, aber die Hubschrauberbesatzungen tun dies nie, ebenso wenig die Bergungskräfte. Es wird also immer Teammitglieder geben, die normalerweise keinen Kontakt zueinander haben, die wir nun aber dazu bringen, zusammen zu arbeiten.“
Die Umsetzung
Die Task Force besteht aus Fixed-Wings, Drehflüglern, bewaffneten „Rescort“ (Rescue Escort), Bergungsfahrzeugen und natürlich den Bergungskräften. Alle diese Gruppen haben die Mission gemeinsam geplant. Sie haben zudem die Information erhalten, in welchem Gebiet die Zielperson gefunden werden soll. Doch bei Ankunft im Zielgebiet kann es immer noch Überraschungen geben: Dies kann ein Pilot sein, der sein Flugzeug mit dem Schleudersitz verlassen hat, das kann ein Infanterist mit Funkgerät sein, der die Abläufe nicht kennt oder nur schlecht Englisch spricht. Es kann aber auch ein Zivilist mit einem Handy sein, der gar nichts weiß und nur sein Telefon bedienen kann. Für die Planung der Bergungsmission macht das einen großen Unterschied.
„Ich bin nicht komplett zufrieden“, sagt Holewijn rückblickend. „Ich glaube, das ist auch gar nicht möglich. Der Kurs war diesmal aber deutlich besser als in den Vorjahren strukturiert.“ Trotzdem freut er sich, dass alles sicher abgelaufen ist und alle Beteiligten von der Wichtigkeit dieser Ausbildung überzeugt sind. „Wir haben einen großen Schritt in die richtige Richtung gemacht – aber wir sind noch lange nicht am Ziel.“
Dieser Artikel ist in voller Länge in der Ausgabe 1/2017 von ROTORBLATT – Deutschlands führendem Helikopter-Magazin zu lesen.
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