Montag, September 29, 2025
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Lufrettung in den Niederlanden mit Anlaufschwierigkeiten

Nachdem die Niederländische Luftwaffe (Royal Netherland Air Force) ihre drei Bell 412SP SAR Anfang 2015 vom Luftrettungsdienst abgezogen hatten, brach ein Kampf zwischen zwei kommerziellen HEMS-Anbietern aus.

Über zwanzig Jahre ist es her, als am 1. Mai 1995 zum ersten Mal ein Hubschrauber der Niederländischen Luftrettung auf dem Helipad des Universitätsklinikums Amsterdam landete. Die BO105 mit dem Rufzeichen „Lifeliner 1“, war ein gemeinsames Testprojekt unter anderem des Niederländischen Automobilclubs ANWB, des Versicherungsverbandes, des Verkehrsministeriums und diversen beteiligten Krankenhäusern und Ambulanzdienstleistern.

Überlebensrate plus 3 Prozent

Heute sind die HEMS-Hubschrauber eine unverzichtbare Ergänzung zum allgemeinen Rettungsdienst in den Niederlanden. Dass Patienten mit dem Hubschrauber zum Krankenhaus geflogen werden, kommt selten vor. Überwiegend findet der Transport auf der Straße statt, nachdem der Patient am Unfallort stabilisiert worden ist.

Eine Untersuchung hat ergeben, dass die Überlebensrate eines Patienten um drei Prozent steigt, wenn in kritischen Fällen ein Notarzt schnell vor Ort ist. Mit seiner Ausbildung und Erfahrung kann ein Notarzt umfangreichere Erstmaßnahmen einleiten, intubieren oder auch eine Thoraxdrainage noch am Unfallort legen.

Das Luftrettungssystem der ANWB entwickelte sich zusehends. Am 8. Januar 2015 wurde in der Provinz Fryslan der Betrieb eines Rettungshubschraubers europwaweit ausgeschrieben. Die Ausschreibung sah einen Hubschrauber vor, der Patienten zu und von den niederländischen Wattinseln transportieren sollte. Der regionale Ambulanzbetreiber RAV Fryslan bot für den Zeitraum von fünf Jahren 17,5 Millionen Euro.

Zwei Unternehmen begaben sich in das Ausschreibungsverfahren, einmal der ANWB und die Belgische HeliVenture, wobei am Ende der ANWB als Sieger hervorging. Der ANWB stellte drei zusätzliche Piloten ein und übernahm eine EC135 P+ der Deutschen ADAC Luftrettung. Die Maschine wurde nicht umlackiert, es wurden nur die eigenen Symbole aufgetragen. Weil eine der Vorgaben des Vertrages war, bis Mitte desselben Jahres auch IFR-Flüge absolvieren zu können, mussten alle Piloten zunächst noch IFR geschult werden. Während dieser dreimonatigen Zeit flog der Hubschrauber nur tagsüber, während die Niederländische Luftwaffe nachts die Einsatzflüge übernahm.

Doch die Luftrettung zu den niederländischen Wattinseln machte Probleme.

Weil in diesen drei Monaten der ANWB jedoch nicht die vollen Vertragsbedingungen erfüllte, sah der unterlegene Mitbieter aus Belgien HeliVenture einen Anlass für eine gerichtliche Anfechtung der Ausschreibungsentscheidung zugusten des ANWB. Doch trotz eines zunächst positiven Urteils für HeliVenture hat sich der Ambulanzbetreiber RAV Fryslan geweigert, das Ausschreibungsverfahren zu revidieren, weshalb das Verteidigungsministerium einsprang und versprach, die Luftrettung zu den Wattinseln der Niederlande mit Hilfe der Luftwaffe aufrechtzuerhalten, bis ein neues, ziviles Unternehmen für den Hubschrauberbetrieb gefunden sei. Weil jedoch die Bell 412 SPs schon ausgephast waren, kamen nun NH90 der Marine und AS532U2 Cougar der Luftwaffe zum Einsatz.

Das führte unweigerlich zu weiteren Problemen, waren diese Hubschrauber doch viel zu groß und schwer, um die Helipads der Innenstadtkrankenhäuser anzufliegen.Also wurde Ende August 2015 entschieden, diese Aufgabe an die Firma North Sea Helicopters Vlaanderen (NHV) zu übertragen, die mit ihrer AS365N2 Dauphin bereits SAR-Dienste auf See anbot.

Ein Schiffslotse wird mit von einem NHV-Hubschrauber mit der Seilwinde zu einem Containrschiff übergesetzt. (Foto: Sven van Roij)

Am 19. August und damit fast 18 Monate nach der erstmaligen Ausschreibung unterzeichneten schließlich RAV Fryslan und der ANWB den entsprechenden Kooperationsvertrag. Nach monatelangen Auseinandersetzungen vor Gericht, kurzfristigen und bisweilen aus kurzsichtigen Entscheidungen, gibt es nun eine Lösung für über 24.000 Niederländische Inselbewohner

Dieser Artikel ist in voller Länge in der Ausgabe 2/2017 von ROTORBLATT – Deutschlands führendem Helikopter-Magazin zu lesen.
http://www.rotorblatt.de

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