Montag, September 29, 2025
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StartHerstellerAirbus HelicoptersMit dem Hubschrauber in der Lawinenprävention

Mit dem Hubschrauber in der Lawinenprävention

Sauze d‘Oulx ist ein kleines Bergdorf direkt an der nordöstlichen Grenze Italiens zu Frankreich, bekannt für sein Skigebiet. Und „Pellissier Helicopter“ hat sein Helipad am Ortsrand. Das Unternehmen von Alessandro Pellissier fliegt im Winter nicht nur Sportler zum Heliskiing hinauf in die Schneegebiete abseits der Pisten, sondern er übernimmt auch Spezialaufträge: Das kontrollierte Auslösen von Lawinen mit dem Helikopter.

Das Hauptquartier von „Pellissier Helicopter“ ist eine kleine, gemütliche Hütte direkt am Rand des großen Helipad, von dem aus man einen gigantischen Blick hinab ins Tal und hinüber auf die Berge der italienischen und französischen Alpen hat. Ein großes Hangarzelt bietet den Hubschraubern Platz, einer Lama, Koala und zwei AS350 B3.

Tagsüber finden die meisten Flüge für Touristen und Wintersportler statt – Sightseeing oder auch das Absetzen von Skiprofis an entlegenen Stellen, das sogenannte „Heliskiing“. Doch diesmal geht es um die Arbeit, die ansteht, wenn die Sonne langsam untergeht, die Lifte und Gondeln im benachbarten Skigebiete zum Stillstand gekommen sind und die Skifahrer längst wieder im Tal in ihren Hotels eingetroffen sind. Dann hängt Allessandro Pellissier eine gigantische Glocke an den Lasthaken seiner AS350 B3 und sorgt dafür, dass auch am nächsten Tag Hunderttausende wieder sicher über die Skipisten fahren können.

Die künstliche Auslösung einer Lawine

Die AS350 „Ecureuil“ steht auf dem Helipad bereit und letzte Vorbereitungen werden getroffen. Bei dem heutigen Auftrag ist das Kabel zwischen der Glocke und dem Hubschrauber nur 15 Meter lang. Zum Ort der ersten kontrollierten Lawinenauslösung ist es nicht weit – wir fliegen in das angrenzende Skigebiet an eine Stelle in 2.800 Metern Höhe. Der Punkt wurde uns vorab vom Betreiber der Skianlage mitgeteilt. Wenige Sekunden schwebt die AS350 B3 über der definierten Stelle, als ein ohrenbetäubender Knall hörbar wird und sich unter dem Hubschrauber umgehend eine große, aufwallende Schneewolke bildet, die sich rapide ihren Weg hangabwärts sucht. Alessandro steuert die Ecureuil direkt nach der Auslösung der DaisyBell aus dem Lawinenbereich, um der Schneewolke zu entgehen und die freie Sicht zu behalten.

Das Gesamtsystem der DaisyBell kommt auf 650kg. Es dauert 5 Sekunden, bis die richtigen Gasanteile von Sauerstoff und Wasserstoff im Innern der Glocke automatisch gemixt sind. Eine elektrische Zündung bringt das Gemisch zur Miniexplosion. Durch den enormen Schalldruck lösen sich die Schneemassen kontrolliert ab und rauschen ins Tal.

Mitunter ist alles weiß um dem Hubschrauber herum. Große helle, schneebdeckte Flächen, die dem Piloten kaum Anhaltspunkte für Referenzen oder die Orientierung geben. Gottseidank hat die DaisyBell ein Lasersystem eingebaut, das dem Piloten im Cockpit auf einem kleinen Display wenigstens etwas Information darüber gibt, wie hoch er sich über dem Boden befindet.

Immer auf die Kosten achten

Und schließlich ist es noch die extreme Höhe, die den Betrieb des Hubschraubers beeinflusst. Auf den Bergen rings um Sauze d‘Oulx ist man schnell bei 4.000 Metern und bei dem Gewicht der Glocke ist die Menge an Personal und Sprit an Bord eingeschränkt. Alessandro sagt, dass er jede unnötige Flugminute strikt vermeidet, um die Kosten für seine Kunden immer niedrig zu halten. Schließlich möchte er ja auch im nächsten Jahr wieder den Auftrag erhalten, im Skigebiet Lawinen kontrolliert zum Abgang zu bringen.

Dieser Artikel ist in voller Länge in der Ausgabe 2/2016 von ROTORBLATT – Deutschlands führendem Helikopter-Magazin zu lesen.
http://www.rotorblatt.de

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