Der Windenbetrieb mit einem Rettungshubschrauber ist strengen Vorgaben unterworfen. Nicht nur die Technik selbst, sondern auch das Personal, das die Winde bedient, muss den Umgang damit und die Anwendung der verschiedenen Verfahren regelmäßig üben. Traditionell wird dies mit einem echten Hubschrauber unternommen, was jedoch mit hohen Betriebskosten verbunden ist. Der Einsatz von Augmented Reality ist hier ein extrem smarter Ansatz.
4 Meter hoch, 2,50 Meter breit, 7 Meter lang, 3,5 Tonnen schwer, ausgestattet mit einer Bewegungsplattform und einer Virtual Reality-Brille: Der Hoist-Simulator hoistAR ist ein Meilenstein, der neueste Technologie auf kleinstem Raum nutzbar macht. Nun wurde das moderne Trainingssystem von Luftrettungsbetreiber DRF Luftrettung und dem Simulatorhersteller Reiser Simulation und Training in Betrieb genommen. Damit ist der Weg frei für den Praxiseinsatz, um Hoist-Szenarien künftig auch virtuell trainieren zu können. Die beiden Experten Jörg Redetzky und Sebastian Schneider geben Einblick in die Hintergründe der Entwicklung und sprechen über die Chancen und Vorteile des Hoist-Simulators.

Das Engagement der DRF Luftrettung für einen sicheren Windenbetrieb war der Grund für die Entwicklung des Windensimulators. Luftrettungsorganisationen arbeiten in anspruchsvollen Umgebungen wie unwegsamem Gelände, über Wasser und in Wohngebieten. Der Simulator zielt darauf ab, die Ausbildung von Windenbedienern – also denjenigen, die die Winde bedienen und den Piloten zum Rettungsort führen – und der Piloten selbst weiter zu professionalisieren. Die Initiative stellt sicher, dass die Besatzungen sowohl auf aktuelle als auch auf zukünftige Rettungsherausforderungen vorbereitet sind.
Während simulationsbasiertes Training in der Luftfahrt Standard ist, fehlten ähnliche moderne Konzepte bisher im Windenbetrieb. Die Einführung der VR-Technologie mit dem hoistAR eröffnet in diesem Bereich neue Möglichkeiten.
Besonderheiten und Trainingsmöglichkeiten
Der hoistAR®-Simulator ist einzigartig mobil und in einem Anhänger untergebracht, sodass er mit einem Zugfahrzeug zu verschiedenen Trainingsorten transportiert werden kann. Die Auszubildenden müssen nicht zu einem festen Simulatorstandort reisen. Der Simulator ist fast sofort einsatzbereit und bietet potenziellen Kunden große Flexibilität.
Ein bemerkenswertes Merkmal des hoistAR® ist seine Konnektivität mit einem Full-Flight Simulator (FFS) von Reiser Simulation and Training. Er bietet zwei Trainingsmodi: Standalone für die Ausbildung von Hebezeugbedienern und Slave to FFS für die gemeinsame Ausbildung ganzer Hubschrauberbesatzungen. Selbst wenn die Simulatoren Hunderte von Kilometern voneinander entfernt sind, interagieren die Cockpitbesatzung im Full-Flight Simulator und der Hebezeugbediener im hoistAR®, als wären sie Teil derselben Simulation. Die Flugmanöver der Pilotenbesatzung im FFS wirken sich auf das gesamte Trainingssystem aus, sodass der Hebezeugbediener die Bewegung und das Schwingen des Seils wie im echten Flug spürt. Diese Funktionen machen den Simulator weltweit einzigartig.

Der hoistAR ermöglicht zeit- und wetterunabhängiges Training. Kritische Einsatzszenarien, die in realen Flugtrainings nur schwer nachzubilden sind, können damit besser trainiert werden. So lassen sich beispielsweise Rotationen und Schwingungen von Lasten einfach simulieren. Sowohl Normal- als auch Notfallverfahren können effektiv geübt werden.
Warum hat sich die DRF Luftrettung an der Entwicklung beteiligt?
Jörg Redetzky von der DRF Luftrettung: „Dabei steht nicht nur unser eigenes Personal im Fokus – wir sehen uns als Vorreiter für die Branche, die den Hoist-Einsatz national und international weiterentwickeln. Während simulationsbasiertes Training in der Luftfahrt seit Jahrzehnten Standard ist, gab es im Hoist-Einsatz bislang keine vergleichbaren modernen simulationsbasierten Konzepte. Dank der VR-Technologie sind hier ganz neue Möglichkeiten entstanden. Der hoistAR stellt einen Meilenstein für die Simulationstechnik im Hoist-Training dar.“
Die Testphasen haben beeindruckt: Alle Crewmitglieder hatten das Gefühl, im selben Flugzeug zu sitzen und einen Hoist-Einsatz zu fliegen. Der hohe Detailgrad durch die Haptik des Seils, das sich entsprechend bewegt, und die Bewegung haben sicherlich dazu beigetragen. Wenn der Hubschrauber eine Kurve macht, spürt das der Trainierende – die Trainingseinheiten unterscheiden sich kaum von der Realität.
Einzigartig ist die Konnektivität mit einem Full Flight Simulator von Reiser Simulation and Training. Es stehen zwei Trainingsmodi zur Verfügung: Stand Alone, also Training des Hoist-Operators, und Slave to FFS, also gemeinsames Training von Hoist-Operator und Pilot. Diese beiden Features machen den Simulator weltweit einzigartig. Außerdem lässt sich hoistAR auch mit den Simulatoren anderer Hersteller verknüpfen.
Jörg Redetzky: „Wir sind stolz, mit Reiser Simulation and Training eine Innovation entwickelt zu haben, die die Windenausbildung auf ein neues Niveau hebt. Mit hoistAR erreichen wir noch mehr Sicherheit und Professionalität.“