Nach über 40 Jahren Dienst in der Bundeswehr gehört der Hubschrauber BO 105 endgültig bei den Heeresfliegern in Deutschland der Vergangenheit an. Bereits am 19.Oktober 2016 fand auf dem Flugplatz Celle-Wietzenbruch bei der TE 900 Celle das nicht öffentliche Fly Out statt. Das endgültige Ende des operativen Flugbetriebes war allerdings am 31.Dezember 2016.
Zuletzt waren in Celle mit der Bo noch einmal beachtliche 3000 Flugstunden angesetzt. Nachdem in den Jahren vor der Ausflottung sämtliche noch einsatzfähigen Bo105 von ihren Vornutzern innerhalb der Heeresflieger, während der Umstellung auf den Tiger und die EC 135, an die TE 900 Celle abgegeben wurden, standen in den Hallen des Flugplatzes Wietzenbruch zuletzt stattliche 56 Maschinen, von denen 27 sogar noch im Flugbetrieb waren. Die Außerdienststellung des robusten und kostengünstigen Hubschraubers, welcher auch sehr oft für den Transport von VIP genutzt wurde, geschieht dementsprechend nicht aus der Not heraus, sondern folgt wie so oft politischen Entscheidungen.
Die Entwicklung der Bo105 PAH
PAH steht für „Panzerabwehrhubschrauber“. Zu Beginn arbeiteten Agusta und MBB gemeinschaftlich an dem Projekt A-MBB115, welches das Rotorsystem der Bo105 verwenden sollte. Das Projekt scheiterte jedoch schon 1975 an den unterschiedlichen Anforderungen der beiden Auftraggeber. MBB entschloss sich daher zu einer bewaffneten Version der Bo105, damals zunächst noch als Zwischenlösung angesehen. Der so entwickelte Panzerabwehrhubschrauber Bo105 PAH stellte gewissermaßen das Äquivalent zur sowjetischen Mi-8 und später Mi-24 dar, welche bei den Warschauer Vertragsstaaten zur Panzerbekämpfung dienen sollten.
Der Bo105 PAH ist auf den ersten Blick mit den viel schwereren sowjetischen Typen allerdings so gar nicht vergleichbar. Demgegenüber steht, dass die Bo105 ein sehr zuverlässiger und günstig zu betreibender Hubschrauber ist. Die Verwendung von GFK mit seinen elastischen Eigenschaften zur Herstellung von Rotorblättern zog einen Verzicht von Schlag- und Schwenkgelenken nach sich. Dieses gelenklose Rotorsystem verlieh dem Hubschrauber gerade in Bodennähe hervorragende Manövrierfähigkeiten. Die Bo105 erhielt zur Panzerabwehr sechs Panzerabwehr-Lenkflugkörper HOT. Nach dem späteren Einbau des AN/APR-39 RWR Radarwarnempfängers wurde im November 1990 der Beschaffungsvertrag für das Kampfwertsteigerungsprogramm KWS 1 der Bo105 PAH unterzeichnet. Die nun als PAH-1A1 bezeichneten Hubschrauber erhielten den moderneren Panzerabwehrflugkörper HOT-2, eine leichtere digitale Waffenanlage, sowie eine Optimierung der Triebwerkeinläufe und eine Verbesserung der Ölkühlung.
Transport und Ausbildung
Nach Ende des Kalten Krieges wurden letztendlich die restlichen Bo105 PAH-1A1 nur noch in einer abgerüsteten Variante als Verbindungshubschrauber zum Personentransport sowie als Schulungshubschrauber eingesetzt. Nach Celle gab Ende 2012 zudem, bedingt durch die Bundeswehrreform, auch der in Ostdeutschland beheimatete Bo105 Verband Heeresfliegerunterstützungsstaffel 1 aus Holzdorf seine Maschinen ab. In Celle kamen die kleinen Hubschrauber seitdem in den beiden Varianten aber ohne Waffen und Visier, dafür mit einer eingebauten Sitzbank für nunmehr maximal fünf Personen zum Einsatz.
Selbst bei der 180 bis 200 Flugstunden dauernden Grundausbildung in Bückeburg auf der EC 135 war bisher die Bo105 nicht wegzudenken, denn obwohl der neue Hubschrauber eigentlich fast alle Voraussetzungen für eine moderne Schulung mit sich bringt, war die Bo beim Erlernen der Autorotation erste Wahl. Dementsprechend musste jeder Flugschüler zumindest acht Stunden auf der artverwandten Bo105 fliegen, um die teuren EC 135 zu schonen.
Dieser Artikel ist in voller Länge in der Ausgabe 2/2016 von ROTORBLATT – Deutschlands führendem Helikopter-Magazin zu lesen.
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