Die Crew eines Hubschraubers (Merlin MK2) der Royal Navy stellte ihre Fähigkeiten bei der Rettung dieses „Flugzeugabsturzes“ unter Beweis. Wenige Tage zuvor hatte ein Modellflugpilot ungläubig mit ansehen müssen, wie sein ferngesteuertes Luftfahrzeug ausgerechnet in einen alten Minenschornstein fiel.
Das war sicherlich eines der Momente, wo alles schiefgehen kann und es dann auch genau so kommt. Stellen Sie sich vor, Sie fliegen Ihr ferngesteuertes Modellflugzeug und es geht an exakt der einzigen Stelle weit und breit verloren, zu der Sie absolut und unter keinen Umständen Zugang haben. Es kann Ihnen dann nur noch ein Wunder helfen – oder eben, wie in diesem Fall, ein riesiger Hubschrauber der Royal Navy.

Wenn das Üben von Punktlandungen schief geht
Roger Bath ist Mitglied des örtlichen Modellflugvereins RC Cornwall Flyers. Er war völlig perplex, als sein Flieger in den alten Schornstein einer stillgelegten Mine ganz in der Nähe des Modellflugplatzes krachte. „Wir haben gerade Punktlandungen geübt“, erzählt Bath wenige Tage später. „Und man kann nun sagen, dass ich wohl die beste Punktlandung von allen hingelegt habe.“ Und wenn man sich die Bilder genau anschaut, dann muss man ihm wohl zweifelsfrei Recht geben. „Ich bin noch ein Neuling und an dem Tag war es verdammt windig“, erinnert er sich. „Selbst wenn man es darauf anlegen würde, könnte man so ein Flugzeug nie so genau in den Schornstein landen. Es war einfach unglaublich.“
Jeder andere Pilot hätte sich wohl schweren Herzens mit der bitteren Wahrheit abgefunden, dass das geliebte Flugzeug für immer verloren sei, denn ein Aufstieg auf den Schornstein aus dem 19. Jahrhundert wäre keine gute Idee gewesen. Doch diesmal war alles anders – dank einer brillianten Idee und guten Verbindungen. In ihrer Verzweiflung meldeten sich die Modellflieger bei der nahegelegenen Culdrose-Basis der Royal Navy. Sie zählt zu den größten Stützpunkten in Europa und die 814. und 820. Marinefliegerstaffeln betreiben die AgustaWestland Merlin HM2-Hubschrauber in Anti-U-Boot Einsätzen von dort. Die Maschinen sind unter anderem mit aktivem und passivem Sonar ausgestattet und verfügen über diverse Wirkmittel im Unterwasserkampf. Alle diese Fähigkeiten waren in diesem Fall natürlich unbrauchbar. Alles, was fehlte, war eine helfende Hand von oben.
Rettung eines Modellfliegers? Hauptsache Training!
Wie der Zufall es so wollte, war für drei Tage später eine Rettungsübung angesetzt. Warum nicht ein Modellflugzeug retten, wenn man sonst gar nichts für die Rettungsübung hätte?

Am Nachmittag füllte sich die Gegend um den Modellflugplatz mit Staub und Rotorlärm, als die schwere Merlin zunächst den alten Schornstein umflog und schließlich Leutnant Donell Fairweather abgewincht wurde. Er bekam das Modellflugzeug zu fassen und wurde anschließend zum Boden gelassen.
Flugkapitän Steve Thomas, der auch der Instructor auf diesem Flug war, sagte später, dass die Gelegenheit für diese spezielle Rettung viel zu gut war, um sie nicht zu nutzen. „Wir hatten an diesem Nachmittag dreieinhalb Stunden für das Training und die Vorbereitungen geplant. Der Einsatz war trotzdem alles andere als simpel und wir haben viel Zeit für die Risikobewertung aufgewendet, gerade bei einem so alten Bauwerk. Am Ende haben aber alle von dieser Gelegenheit mehr profitiert, als wenn wir eine Trockenübung am Flugplatz durchgeführt hätten.“
Überglücklich dankten Bath und seine Vereinskameraden der Hubschrauber-Crew, die normalerweise bei Krisenereignissen auf hoher See unterwegs sind.

Dieser Artikel ist in voller Länge in der Ausgabe 2/2020 von ROTORBLATT – Deutschlands führendem Helikopter-Magazin zu lesen.
http://www.rotorblatt.de