Montag, September 29, 2025
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StartROTOR FlugunfälleGefahr durch deaktivierte elektrische Lastenlösevorrichtungen

Gefahr durch deaktivierte elektrische Lastenlösevorrichtungen

Die kanadische Transportsicherheitsbehörde (TSB) warnt Besatzungen vor den Risiken, die entstehen, wenn elektrische Lastenlösevorrichtungen im „OFF“-Modus betrieben werden. Diese Warnung erfolgt im Zusammenhang mit den Untersuchungsergebnissen zu einem tödlichen Absturz eines Bell 205A-1-Hubschraubers während eines Feuerlöscheinsatzes.

Unfallhergang

Am 19. Juli 2023 war der Hubschrauber, betrieben von Valhalla Helicopters, im Einsatz von der Haig Lake Firebase, etwa 110 Kilometer nordöstlich von Peace River in Alberta. Kurz nach dem Start mit einem leeren Löschbehälter, der an einem 150 Fuß (ca. 45 Meter) langen Seil hing, kam es zu einem Triebwerksausfall.

Der Hubschrauber verfügte über zwei Möglichkeiten zur Auslösung der externen Last: eine elektrische Auslösung am linken Steuerknüppel, sowie eine manuell betätigte Pedalverriegelung zwischen den beiden Pedalen zur Steuerung des Heckrotors. Allerdings war die elektrische Auslösung nicht aktiviert – der entsprechende Schalter befand sich in der „OFF“-Position.

Der Frachtabwurfschalter (CARGO REL) auf dem Overhead-Panel des Unfallhubschraubers in der nach dem Unfall vorgefundenen Position. (Die Schalter für Gleichstromversorgung und Batterie wurden nach dem Unfall aus Sicherheitsgründen auf AUS gestellt.) (Foto: TSB)

Der Pilot leitete eine Autorotation ein, um auf einem sumpfigen Geländeabschnitt zu landen. Doch bevor er auf dem Boden aufsetzte, verfing sich der Löschbehälter in den Bäumen. Zwar konnte der Pilot das Seil über die manuelle Vorrichtung lösen, doch nur kurz danach prallte der Hubschrauber auf den Boden. Der Pilot überlebte den Aufprall zunächst, erlag jedoch tragischerweise später seinen Verletzungen.

Der elektrische Frachtabwurfschalter am Steuerknüppel des Hubschraubers. (Foto: TSB)

Untersuchung des Triebwerksausfalls

Das Triebwerk des Hubschraubers, ein Lycoming T-5317B, wurde zur Untersuchung an Ozark Aeroworks geschickt und anschließend im TSB Engineering Laboratory in Ottawa weiter analysiert.

Der Fokus der Untersuchungen lag auf dem Luftdiffusor – der Komponente, die Luft vom Verdichter in die Brennkammer leitet. Es wurde festgestellt, dass die Lötverbindung um den gesamten Umfang des Lagers der Stützkegel Nr. 2 versagt hatte. Dies war auf einen nicht näher bestimmten Herstellungsfehler zurückzuführen, der schließlich zum vollständigen Triebwerksausfall führte.

Die Luftdiffusor-Baugruppe mit der Nr. 2 „Bearing support cone“, die Ölversorgungs- und Rücklaufleitungen sowie eine Nahaufnahme der gebrochenen Lötverbindung. (Foto: National Transportation Safety Board der Vereinigten Staaten)

Offene Fragen und sicherheitsrelevante Erkenntnisse

Der Bericht gibt zu bedenken, dass unklar bleibt, warum der Pilot die externe Last nicht bereits zu Beginn der Autorotation abwarf. Das Seil wurde in der Nähe der Absturzstelle in Baumkronen eingewickelt gefunden. Die Kräfte, die dabei wirkten, waren so hoch, dass Teile des Kevlar-Seils schmolzen und sich danach wieder verfestigten.

Die Verstrickung des Seils in den Bäumen führte zu einer Erhöhung der Sinkrate des Hubschraubers. Um dem entgegenzuwirken, hätte der Pilot vermutlich das Steuer nach hinten gezogen und die kollektive Blattverstellung erhöht – beides Maßnahmen, die jedoch die Drehzahl des Hauptrotors in den kritischen letzten Sekunden der Autorotation verringert haben könnten.

Die Untersuchung ergab zudem, dass es unter Piloten gängige Praxis ist, die elektrische Lastenlösevorrichtung während des Betriebs im „AUS“-Modus zu lassen. Dies soll das versehentliche Abwerfen der Last verhindern.

„Obwohl nicht festgestellt werden konnte, warum der Wasserbehälter nicht vor der Verstrickung in den Bäumen abgeworfen wurde, zeigt die Untersuchung, dass es üblich ist, den Schalter für die elektrische Lastenlösevorrichtung im ‚OFF‘-Modus zu belassen, wodurch die elektrische Auslösung deaktiviert wird“, heißt es im Bericht.

Die TSB-Analyse weist darauf hin, dass das Flughandbuch empfiehlt, die manuelle Auslösung vorrangig zu nutzen, da sie eine größere Freigabeautorität bietet. Allerdings muss der Pilot dazu kurzzeitig einen Fuß von den primären Flugsteuerungen nehmen. Dies kann während kritischer Flugmanöver, wie einer Autorotation, besonders herausfordernd sein.

Das manuelle Auslösepedal und die Anti-Torque-Pedale einer typischen Bell 205A-1. (Foto: TSB)

Reaktion und Sicherheitsmaßnahmen nach dem Unfall

Nach dem Unfall veröffentlichte Valhalla Helicopters eine interne Mitteilung, in der alle Piloten angewiesen wurden, die elektrische Lastenlösevorrichtung für sämtliche Außenlastflüge zu aktivieren und sowohl die manuelle als auch die elektrische Auslösung vor dem ersten Flug des Tages zu überprüfen.

Die kanadische Transportsicherheitsbehörde hebt hervor, dass das Bewusstsein für die sichere Bedienung von Lastenlösevorrichtungen entscheidend für die Flugsicherheit ist – insbesondere in Notfällen, in denen eine schnelle Reaktion erforderlich ist.

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