Diese Aw169 wurde im Jahr 2016 gebaut und erhielt die Seriennummer 69018. Der blau-weiße Hubschrauber war im Stadion des Leceister FC eine feste Institution, ließ sich der Präsident und größter Geldgeber des Klubs doch nach jedem Spiel aus dem Mittelkreis abholen und nach Hause fliegen.
Am 27. Oktober 2018 abends, das Spiel des Leceister FC war bereits zu Ende, setzte um kurz nach halb 8 Uhr abends die AW169 im Mittelkreis des King Powe-Stadions auf, um den Klubpräsidenten und seine Gäste mit an Bord zu nehmen. Was anschließend passierte, haben viele Augenzeugen unter anderem mit ihren Handys gefilmt.
42 Sekunden nach dem Start beginnt das Drama
Den Aufnahmen zufolge, die im Internet abrufbar sind, führte der Pilot einen Abflug nach CAT A aus. Nichts deutete eine ungewöhnliche Entwicklung dieses Fluges an. In der 42. Sekunde nach dem Abheben, die Maschine war bereits weit über das Stadiondach hinaus gestiegen, fiel der Hubschrauber jedoch abrupt in einen unkontrollierbaren Flugzustand mit immer schneller werdenden Drehbewegungen, die der 53-jährige Pilot nicht beherrschen konnte.
Bereits vier Wochen nach dem Unfall deuteten die Zwischenergebnisse der Flugunfalluntersucher auf den Heckrotor als Auslöser für diesen katatstrophalen Flugverlauf, den keiner der Insassen an Bord überleben konnte. Minutiös haben die Ermittler den Hergang der Ereignisse dokumentiert. Demnach stieg der Hubschrauber bis in 320 Fuß auf und verblieb dort, um Vorwärtsfahrt aufzunehmen. Die Aufzeichnungen der Borddaten ergaben, dass die Maschine zu diesem Zeitpunkt auch noch analog zu den Pedaleingaben des Piloten reagierte, dann jedoch der Heckrotor in den Vollanschlag nach rechts ging und sich mit den Pedalen vorne im Cockpit auch nicht mehr aus dieser Stellung herausbringen ließ. Während der sich entwickelnden Drehbewegung stieg die AW169 noch bis 430 Fuß auf, bevor sie unkontrollierbar zu Boden stürzte.
Schon kurz nach Bekanntwerden dieser Ermittlungsergebnisse gab Leonardo als Hersteller der AW169 ein „Alert Service Bulletin (ASB)“ heraus. Das Dokument mit der Nummer 169-120 verpflichtete alle Betreiber einer AW169 weltweit, umgehend den Heckrotor und die Funktionsweise der einzelnen Baugruppen zu untersuchen. Da die AW189 denselben Aufbau und Ansteuerungsmechanismus für den Heckrotor besitzt, erhielten auch die Betreiber dieses Helikoptertyps eine entsprechende Mitteilung. Auch die EASA veröffentlichte entsprechende Anweisungen, die besagten: Innerhalb von fünf, maximal jedoch 24 Stunden, was immer auch als erstes eintritt nach dem 9. November 2018, sind die Servo-Aktuatoren des Heckrotors in einer Sichtprüfung nach Anleitung des Herstellers Leonardo zu prüfen. Werden Auffälligkeiten festgestellt, ist der Hersteller umgehend zu unterrichten.
Die EASA hat mit einer dringlichen Lufttüchtigkeitsanweisung bereits reagiert und fordert nun alle Betreiber dieser beiden Hubschraubertypen auf, mindestens alle zehn Stunden die Mechanik am Heckrotor zu überprüfen. Feststellungen sind sofort an Leonardo zu melden und die Mechanik ist dann an den Hersteller zur Inspektion und Reparatur einzusenden.
Dieser Artikel ist in voller Länge in der Ausgabe 1/2019 von ROTORBLATT – Deutschlands führendem Helikopter-Magazin zu lesen.
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