Nach dem deutschen Start-Up „Lilium“ ist nun auch der zweite Hersteller eines elektrisch betriebenen VTOLs (Vertical Take-Off and Landing) in Deutschland, Volocopter aus Bruchsal, am Ende seiner finanziellen Leistungsfähigkeiten angelangt und hat zum Jahresende 2024 Insolvenz angemeldet.
Während es bei Lilium in Bayern schon lange vorher Andeutungen der monetären Schieflage gab und man sogar die Öffentlichkeit in die Akquise neuer Geldgeber einband, kam die Insolvenz von Volocopter aus Baden-Württemberg überraschend. Die Nachricht hat das Unternehmen aus Bruchsal (Landkreis Karlsruhe) selbst verbreitet und auch das Amtsgericht Karlsruhe hat das öffentlich gemacht.
Weil es bei Lilium in letzter Sekunde doch noch einen Kaufinteressenten für die Konkursmasse gab, hofft man in Bruchsal auf ähnliche Rettung. Bis Ende Februar soll ein Konzept für die Sanierung des Start-Ups stehen. „Das Unternehmen benötigt jetzt eine Finanzierung, die es ermöglicht, die letzten Schritte zum Markteintritt zu gehen“, sagte der vorläufige Insolvenzverwalter Tobias Wahl.

EASA Zulassungsprogramm bereits gestartet
Anders als der Konkurrent aus Bayern steckt Volocopter bereits im Zulassungsprogramm der EASA. Schwebeflug- und Downwash-Tests wurden zum Beispiel ebenso absolviert wie Testläufe der Motoren. Gemeinsam mit seinem Partner ADAC Luftrettung hat Volocopter auch ein Programm zur Erprobung der Fluggeräte im Luftrettungsdienst aufgesetzt – erste Testflüge sollen in 2025 beginnen.
In den kommenden Wochen soll das Unternehmen jetzt von einem Insolvenzverwalter saniert werden. Bis dahin laufe der Geschäftsbetrieb weiter, heißt es in einer Mitteilung. Das bedeutet, dass die über 500 Beschäftigten bis auf Weiteres weiterarbeiten können. Bei Volocopter gab es bereits eine Mitarbeiterversammlung, bei der Fragen der Beschäftigten besprochen wurden. Ihre Zukunft hängt jetzt davon ab, ob der Insolvenzverwalter neue Investoren finden kann.

Geschäftsbetrieb soll weiterlaufen
„Wir sind unseren Branchenkollegen in unserem technologischen, flugerprobten und Zertifizierungsfortschritt voraus. Das macht uns zu einem attraktiven Unternehmen, in das man investieren kann, während wir uns mit einer internen Umstrukturierung neu aufstellen“, sagt Dirk Hoke, der mit seinem Airbus-Wissen das Unternehmen eigentlich durch das Zulassungsprogramm führen sollte, aber nach dem Rückschlag der abgesagten Flugpremiere während der olympischen Spiele 2024 in Paris das Start-Up in Kürze verlassen wird.
Zahlreiche erfolgreiche Finanzierungsrunden haben die Entwicklung und den Betrieb des Unternehmens in der Vergangenheit vorangetrieben. Mit einer der niedrigsten Burn-Raten der Branche hat Volocopter in einem äußerst schwierigen finanziellen Umfeld erfolgreich operiert. Trotz der jüngsten intensiven Mittelbeschaffungsbemühungen war es jedoch nicht möglich, eine tragfähige Lösung zur Aufrechterhaltung des regulären Betriebs außerhalb des Insolvenzverfahrens zu finden.
Der Geschäftsbetrieb wird während des vorläufigen Insolvenzverfahrens wie gewohnt fortgeführt. Der vorläufige Insolvenzverwalter hat nun eine Mitarbeiterversammlung einberufen, um die Mitarbeiter über die aktuelle Situation zu informieren und erste Fragen zum Verfahren zu beantworten. Darüber hinaus hat Insolvenzverwalter Tobias Wahl einen Investorenprozess eingeleitet. „Das Unternehmen benötigt eine Finanzierung, um die letzten Schritte zum Markteintritt zu unternehmen. Wir werden uns bemühen, bis Ende Februar ein Restrukturierungskonzept zu entwickeln und es mit Investoren umzusetzen“, erklärt Tobias Wahl.