Ein dramatischer Neujahrsbeginn – in den frühen Morgenstunden des 1. Januars 2017 bildete sich ein Waldbrand auf dem Jochberg in den Bayerischen Voralpen und brachte eine beispielhafte Rettungskette in Gang. Beteiligt waren 10 Hubschrauber aus Deutschland und Österreich mit insgesamt 840 Wasserabwürfen in 3 Tagen.
Im Jahr 1990 hatten die Polizei, der BGS und die Bundeswehr noch sehr wenig Erfahrung in der Brandbekämpfung mittels Außenlastbehälter. Auch gab es nur sehr wenige Gerätschaften. Erst in der Folgezeit wurden beispielsweise 40 Löschwasserbehälter an 16 Standorten im Land Bayern stationiert.
Erfahrung aus der Vergangenheit
Bei dem dreitägigen Waldbrand, unweit des Herzogstands, konnte man auf die Erfahrungen der letzten Jahrzehnte zurückgreifen. Zudem klappte die grenzüberschreitende Zusammenarbeit hervorragend. Die ersten Hubschrauber, die am Einsatzort eintrafen, kamen aus Österreich, da in weiten Teilen Bayerns zum Zeitpunkt der Alarmierung dichter Nebel herrschte.
Hans Schlager von der Flugpolizei Österreich war mit dem Polizeihubschrauber aus Tirol gemeinsam mit einer Bell 212 der Heli Austria als erster am Jochberg. Er berichtet: „Die Flugeinsatzstelle Innsbruck wurde gegen 08:20 Uhr telefonisch zur Unterstützung alarmiert. Wir starteten mit einer EC135 P2+ um 08:40 Uhr mit Eintreffen im Einsatzgebiet um 08:58 Uhr.“
Um 09:00 Uhr begannen die beiden Hubschrauber die Löschwasserflüge mit dem Bambi Bucket. Es handelte sich um zwei größere Brandherde, einer im unteren Bereich und ein weiterer im obersten Bereich des Berges. Die Brandbekämpfung konzentrierte sich zunächst auf den unteren Bereich des Berges, um eine Ausbreitung in Richtung Siedlungsgebiet zu verhindern. Zu diesem Zeitpunkt herrschte noch starker Südwind, was bedeutete, dass eine Aufnahme des Wassers am Kochelsee und ein Transport zur Feuerstelle im Leebereich hätte stattfinden müssen und die Hubschrauber deshalb nur eine sehr geringe Steigleistung gehabt hätten.
„Aus diesem Grund haben wir uns entschlossen, die Aufnahme des Löschwassers vom Walchensee aus durchzuführen. Der Walchensee ist zwar weiter entfernt, jedoch höher gelegen, wodurch wir zur unteren Feuerstelle nicht mehr an Höhe gewinnen mussten und dadurch schnellere Rotationszeiten erzielen konnten“, erklärt Schlager weiter.
Noch mehr Hubschrauber
In weiterer Folge kam ein Hubschrauber der Type EC135 der Bayrischen Landespolizei (Edelweiß) zum Einsatzort sowie ein weiterer Hubschrauber des Types Super Puma der Fa. Heli Austria. Nachdem der Wind in weiterer Folge schwächer wurde, teilten sich die Helikopter auf: Die beiden Polizeihubschrauber arbeiteten weiter an der unteren Brandstelle, während die beiden roten der Heli Austria nun den oberen Brandherd angriffen. So gab es eine sehr gute Separierung der Flugwege. Weitere Polizeimaschinen aus Deutschland kamen hinzu, neben einer Super Puma und EC155 auch eine EC135 mit Wärmebildkamera.

1,4 Millionen Liter Löschwasser
In fast 4 Stunden konnte eine EC135 insgesamt 101 Flüge mit je 350 Liter leisten. Und weil die Berufsfeuerwehr aus Innsbruck noch einen Tankwagen aufstellte, entfielen sogar die aufwendigen Unterbrechungen für Tankflüge. Das meiste Wasser brachte jedoch die Heli Austria auf den Berg: bei 100 Flügen mit der Super Puma wurden eine halbe Million Liter verteilt, die rote Bell 212 HP schaffte mit ebenso vielen Angriffen immerhin 180.000. Insgesamt waren 10 Hubschrauber beteiligt, die in drei Tagen mit 840 Abwürfen 1,4 Millionen Liter Wasser zu den Brandherden flogen. Die Polizei ermittelt gegen zwei Wanderer, die für den Brand, der eine Waldfläche von etwa 100 Hektar vernichtet hat, verantwortlich sein sollen.
Dieser Artikel ist in voller Länge in der Ausgabe 2/2016 von ROTORBLATT – Deutschlands führendem Helikopter-Magazin zu lesen.
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