Sonntag, September 28, 2025
- Anzeige -spot_img
StartROTOR Forschung & InnovationEvolution in der Simulatorentwicklung

Evolution in der Simulatorentwicklung

Alle Simulatoren basieren auf einem Flugdatenmodell, das vorgibt, wie sich ein bestimmtes Luftfahrzeug verhält. Ein solches Datenmodell ist ein Mix aus errechneten Annahmen und echten Flugdaten, die der Hersteller eines Hubschraubers zur Verfügung stellt. Die Firma Reiser baut Simulatoren und geht einen aufwändigeren Weg: Das Sammeln echter missionsspezifischer Flugdaten für ein noch realeres Flugempfinden und Training im Simulator.

Das Unternehmen Reiser wählte den aufwändigen Weg, eigene und vor allem einsatzspezifische Flugdaten zu sammeln, als Ergebnis der Zusammenarbeit mit der ADAC Luftrettung. Im Fokus stand dabei die H145, die damals bereits seit über einem Jahr in der Luftrettung im Einsatz war, für die es aber immer noch keine Full Motion Simulatorlösung am Markt gab. Zwar betreibt die ADAC HEMS Academy in Bonn-Hangelar zwei Hubschraubersimulatoren und wird auch dort gemeinsam mit Reiser Simulation & Training einen dritten Simulator, nämlich für die H145, anbieten. Doch vor dem Bau stand die Entscheidung, mit welchem Flugdatenmodell dieser Simulator betrieben werden soll. Es ging also um nicht weniger als darum, welches Herz in diesem dritten Simulator künftig schlagen sollte. Man beschloss, dass dieser Simulator nicht irgendeine H145 abbilden soll, sondern eine H145, die für die Luftrettung konfiguriert ist und damit auch andere spezifische Verhaltensweisen im Flug aufweist.

Aufwändiges Messverfahren

ADAC und Reiser entwickelten dafür ein aufwändiges Verfahren, das in allem einer echten Flight-Test Kampagne wie bei der Neuzulassung eines Hubschraubers glich. Mit über 20 Sensoren in zwei verschiedenen Kreisläufen für innen und außen wurde einer der bereits beim ADAC eingephasten H145-Hubschrauber ausgestattet und verkabelt. Jeder der Sensoren lieferte Daten vom Power-On vor dem Start bis zum Power-Off nach der Landung.

Dass Sensoren am Hubschrauber Daten sammeln und diese gespeichert werden, ist keine Neuigkeit. HUMS funktioniert so und überwacht einen Hubschrauber permanent. Allerdings ist die Präzision dieses Health and Usage Monitoring Systems viel zu ungenau. Bei der Kampagne von Reiser und ADAC mussten über hundert Datenpunkte von allen einzelnen Sensoren pro Sekunde erfasst und gespeichert werden und das bei jedem Flug. Es waren in der ersten 6-Wochen-Phase 63 Flüge notwendig, und es standen noch weitere Flüge aus, um Daten und Ergebnisse zu validieren bzw. nachzuerheben.

Die Datenaufzeichnung wurde von den Ingenieuren an Bord genau mitverfolgt und hin und wieder mussten bestimmte Manöver auch wiederholt werden, weil das Ergebnis zu ungenau war. Bis zu zweieinhalb Stunden dauerten die Flüge, die überwiegend in ruhigem Wetter ohne Wind stattfanden, um die Datenqualität der Sensoren nicht zu beeinträchtigen.

Einige der Daten, zum Beispiel der Pitot-Sonden, konnten gleich direkt vom Datenbus des Hubschraubers übernommen werden. Das bedeutete eine große Entlastung, denn so konnte die Zahl der einzubauenden und zu verkabelnden Sensoren deutlich reduziert werden. Am Ende wurden in fast 85 Flugstunden mehrere Terabyte an Daten aufgezeichnet. Anschließend ging es darum, aus diesen Daten das Flugdatenmodell für einen Simulator zu erstellen und dieses zertifizieren zu lassen.

Zum Zeitpunkt der Inbetriebnahme des Simulators schlägt dann in dessen Computer ein ganz besonderes, digitales Herz: nämlich eine eins-zu-eins Kopie einer echten, gelben ADAC-H145 in HEMS-Konfiguration.

Dieser Artikel ist in voller Länge in der Ausgabe 3/2016 von ROTORBLATT – Deutschlands führendem Helikopter-Magazin zu lesen.
http://www.rotorblatt.de

ÄHNLICHE ARTIKEL

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

- Anzeige -spot_img

MEISTGELESEN