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StartHerstellerAirbus HelicoptersEuropas fleißigster Rettungshubschrauber: 30 Jahre Christoph 31 in Berlin

Europas fleißigster Rettungshubschrauber: 30 Jahre Christoph 31 in Berlin

Kein anderer Rettungshubschrauber auf der Welt hat eine so bewegende Geschichte, wie der Berliner RTH „Christoph 31“. In den Jahren vor der Wiedervereinigung flog er seine Einsätze noch mit den Nachwehen des Kalten Krieges. Schon bald wurde die gelbe Maschine der ADAC Luftrettung zum Wahrzeichen für schnelle medizinische Hilfe in einer freien Weltstadt.

Früher war in der Luftrettung alles anders, aber nicht unbedingt besser. Das lässt sich an der Geschichte von „Christoph 31“, dem Berliner Rettungshubschrauber, eigentlich ganz gut nachvollziehen. Als der gelbe Hubschrauber am 13. Oktober 1987 das erste Mal zum Einsatz abhob, war das ein Meilenstein – vor allem für die Berliner Rettungsluftfahrt. Die Stadt war geteilt, es gab Alliiertensektoren und vor allem durfte ein deutsches Unternehmen kein Luftfahrzeug betreiben. Mit viel Pragmatismus kam damals vor der Wende eine BO105 auf einem Tieflader der US Army in die Stadt und nahm anschließend die Rettungsflüge unter amerikanischer Flagge auf.

Als die Berliner Mauer fiel und sich das Einsatzgebiet quasi am 9. November 1989 über Nacht verdoppelte, war guter Rat teuer. Es gab keine genauen Karten von Ost-Berlin und von HeliMap oder EuroNav war damals keine Rede. So wurden Probeeinsätze geflogen, bei denen von den Behörden gemessen wurde, wie schnell die Crew einen bestimmten Einsatzort im Ostteil der vereinten Stadt finden und erreichen würde. Und bei Einsätzen im Umland war es keine Seltenheit, dass man an Landstraßen tiefer ging, um die Ortseingangsschilder zur Orientierung lesen zu können. Die medizinische Ausstattung bei der BO105 war überwiegend zweckmäßig und der Patient wurde quer zur Flugrichtung hinter dem Notarzt transportiert.

Die Piloten der ersten Stunde von „Christoph 31“ waren allesamt US-amerikanische Militärpiloten, die von dem US-Betreiber Omniflight eingesetzt wurden und im Auftrag der ADAC-Luftrettung die Einsätze flogen.

Historische Aufnahme: Die gelbe Bo105 kam in Einzelteilen auf LKW das geteilte Berlin und wurde im Hangar des Flughafens Tempelhof zusammengebaut. (Foto: Privat)

Moderner und sicherer Flugbetrieb

Alles war in Bewegung damals. Jeden Tag passierte irgendwie und irgendwo etwas Neues, auf das sich die Crew einstellen musste. Und jeder flog so, wie er es gelernt hatte. Mitunter kamen jedoch Landungen zustande, die aus heutiger Sicht mit einem modernen Flugbetrieb und den gesetzlichen Bestimmungen überhaupt nicht vereinbar wären. Zu dem großen Erfahrungsschatz der professionellen Crew wuchs über die Jahrzehnte permanent die Zahl neuer Richtlinien und Vorschriften an. War es damals noch wichtig, den Einsatzort zur Rettung von Menschenleben unter allen Umständen schnell zu erreichen und anschließend den Hubschrauber wieder heil zurückzubringen, zeichnet sich heute ein erfolgreicher Einsatz dadurch aus, dass der Flug in erster Linie sicher durchgeführt und alle Regeln eingehalten werden. Das wird sogar regelmäßig kontrolliert und auch dokumentiert, um Sicherheit als Qualitätsmerkmal beherrschbar und steuerbar zu machen.

Berlin ist aber nicht immer empfindlich. Bei Fluglärm mag das sein, bei dem Hubschrauber selbst scheint es in den 30 Jahren nur noch wenig Berührungsängste zu geben und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Lieferwagenfahrer, die noch schnell unter dem landenden Helikopter über die Kreuzung fahren, Jugendliche, die den Hubschrauber bewerfen, oder auch Passanten unter Drogeneinfluss, die kurz vor dem Abheben noch die Tür zur Kabine aufreißen und sich auf den freien Stuhl fallen lassen…zu all diesen Herausforderungen des Luftrettungsalltages kommt gerade in der Hauptstadt noch die heikle Gefahr durch Drohnen hinzu. „In den Anflugsektoren des Berliner Flughafens Tegel und über den Sehenswürdigkeiten in der Innenstadt müssen wir immer damit rechnen“ und Hellmann kann seinen Ärger über diese Verantwortungslosigkeit von Drohnensteuerern nur schwer verbergen. Einen konnte er im Internet sogar ausfindig machen und hat ihm eine eMail geschrieben. Ob es was genützt hat, wird er wohl leider nie erfahren.

Die Arbeit im Cockpit ist standardisiert, der Notfallsanitäter arbeitet mit dem Piloten gemeinsam im Cockpit. (Foto: Jens Rosenow)

Flight Safety Management

Für das Flight-Safety-Management werden auch Fluggeschwindigkeit, Rückenwind, Steig- und Sinkrate, Triebwerksdaten der einzelnen Hubschrauber erfasst. „In Verbindung mit dem Usage Monitoring System ist der Flugbetrieb nachhaltiger geworden. Beim Flight Data Monitoring nehmen wir die gesammelten Daten anonymisiert her-aus und schauen zum Beispiel, wie hoch die Sinkraten in unserem Unternehmen sind. Wenn ich sehe, dass in niedrigen Höhen Sinkraten von über 1000 ft/min geflogen werden, dann muss ich mit den Leuten reden“, sagt Gerhard Wittmann, Flugbetriebsleiter bei der ADAC Luftrettung. Im Vergleich zu den Anfängen der Luftrettung in Berlin sei die Qualität des Flugbetriebs nun auf einem modernen Level angelangt. „Diese Freestyle-Fliegerei war noch nie gewünscht, aber da hat man lange nicht so genau hingeschaut. Heute haben wir feste Standards im Flugbetrieb und die werden bei unseren regelmäßigen Schulungen immer wieder aufs Neue gefestigt.“

Der Hubschrauber „Christoph 31“ feiert seinen Dienstgeburtstag immer am 13. Oktober, und zwar an seiner Berliner Station am Teltowkanal hinter dem Gebäude des Benjamin Franklin Krankenhauses.

Dieser Artikel ist in voller Länge in der Ausgabe 3/2017 von ROTORBLATT – Deutschlands führendem Helikopter-Magazin zu lesen.
http://www.rotorblatt.de

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