Nur wenige Streitkräfte in Europa haben die Erfahrung gemacht, dass Hubschrauber im SAR-Dienst besser aufgehoben sind als
Munitionsfracht zu transportieren. Portugal war in seiner Vergangenheit in viele militärische Auseinandersetzungen involviert und hat schließlich erkannt, dass Drehflügler im Such- und Rettungsdienst (SAR) ihre Vorteile besser ausspielen können. Die Portugiesische Einheit „Esquadra 751“ betreibt eine der wenigen Merlin 101 in Europa. Es war daher Zeit, deren Missionen zu begleiten und bei der Gelegenheit auch zu sehen, wie ihnen der Umstieg von der SA330 Puma auf eine dreifach motorisierte AW101 SAR-Einheit gelungen ist.
Während ihres wenig bekannten Kolonialkrieges in den 1960er und 1970er Jahren lernte die Portugiesische Armee die Vorzüge taktischer Einsätze von Luftfahrzeugen kennen – insbesondere die Verwendung von Hubschraubern. Da der verfügbare Finanzrahmen Portugals einen exzessiven Gebrauch von Hubschraubern wie beispielsweise den der USA im Vietnamkrieg unmöglich machte, waren die Portugiesen gezwungen, andere Wege zu finden, wie man die verfügbaren Allouette 3 und später SA330 Pumas wirkungsvoll einsetzen konnte. Aufgrund der geringen Zahl von Drehflüglern, waren die Helikop-ter rein auf den Einsatz bei Kommandoaktionen, Personnel Recovery und Combat SAR beschränkt.
Gigantisches Einsatzgebiet
Unüblicherweise sind die verschiedenen Einheiten der Portugiesischen Luftwaffe nicht fortlaufend numeriert. Die erste Zahl zeigt die Rolle der Einheit an, von „1“ für Ausbildung bis hin zur „8“, welche für Special Missions steht. Die „7“ steht für SAR, während die „5“ Hubschrauber bezeichnet. Die „Esquadra 751“ hat ihr Hauptquartier auf dem Luftwaffenstützpunkt 6 in Montijo, direkt gegenüber von Lissabon am Ufer des Flusses Rio Tajo. Mit Einsatzflügen bis nach Madeira und sogar zu den Azoren, 1.369 Kilometer westlich des Festlandes, ist die „Esquadra 751“ für den Portugiesischen SAR-Dienst in einem Gebiet von über 6 Millionen Quadratkilometern zuständig, was etwa einem Drittel des Atlantiks entspricht. Es ist damit das größte Einsatzgebiet für SAR-Dienste in Europa und weltweit nach Kanada die Nummer zwei. Um auf einer solchen Fläche einen Such- und Rettungsdienst anbieten zu können, sind Hubschrauber mit enormer Reichweite und Ausdauer notwendig. Im Jahr 2005 entschied sich Portugal in einem aufwändigen Verfahren für die AW101 Merlin als dasjenige Hubschraubermuster, welches die gestellten Anforderungen am besten erfüllen konnte. Schon ein Jahr später ging der Hubschrauber in den Dienst.
Mit einer Reichweite von 400 NM hat die Merlin die doppelte Reichweite der ehemaligen SA330 und kann 30 Passagiere oder 16 Patienten mit Trage und medizinischer Ausrüstung transportieren.
Rekord im SAR-Dienst
Die Missionen sind überwiegend anspruchsvoll. Im Winter des Jahres 2011 retteten sie sechs Fischer, die nach dem Untergang ihres Schiffes drei Tage lang auf offener See in einem Rettungsboot schwammen, und vor zwei Jahren kamen sie einer Yachtcrew zu Hilfe, deren Boot in einem Sturm schwer beschädigt wurde. Von dieser dramatischen Rettung existiert sogar heute noch ein Video im Internet, das auch den Rekord der „Esquadra 751“ für den längsten und weitesten SAR-Einsatz belegt. All das wäre mit einer SA330 gar nicht möglich, sagt Capt. Gouveia: „Der Unterschied von einer SA330 zur AW101 Merlin ist schnell erklärt. Die AW101 ist in fast allen Disziplinen exakt doppelt so gut wie die Puma. Die Reichweite ist für uns von 200 NM auf das Doppelte gestiegen!“

Die AW101 bringt auch noch einen weiteren Vorteil mit sich. Wegen ihrer ungewöhnlichen Konfiguration mit drei Triebwerken ist es sogar möglich, eine Turbine im Flug abzuschalten und damit Sprit zu sparen und die Reichweite zu erhöhen, ohne bei der Flugsicherheit und Leistung Kompromisse einzugehen.
Dieser Artikel ist in voller Länge in der Ausgabe 2/2016 von ROTORBLATT – Deutschlands führendem Helikopter-Magazin zu lesen.
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