Montag, September 29, 2025
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StartHerstellerAirbus HelicoptersEinmal quer durch die Antarktis

Einmal quer durch die Antarktis

Jede Polarstern-Forschungsmission wird von mindestens einem Bordhubschrauber begleitet. Für die Piloten bedeutet das Fliegen im Auftrag der Wissenschaft im ewigen Eis eine enorme Umstellung. Nicht zuletzt wegen der niedrigen Temperaturen, der kalten Winde und der besonderen Tageslichtumstände.

Martin Steffens war einer der Piloten auf dieser Mission und berichtet von dem Leben im Cockpit und mit den wilden Pinguinen in der rauhen Kältewelt am Südpol.

An Fliegen ist nicht zu denken

Etwas über fünf volle Tage sind wir nun also auf See, fast immer bei schönstem Wetter aber nach wie vor hohen Wellen, so dass bis dato an Fliegen nicht wirklich zu denken war. Doch heute können wir zu ersten Probeflügen starten, damit die beteiligten Wissenschaftler ihr neues Equipment testen können. Leider hat es sich damit auch rasch wieder erledigt. Sturm. Wir sind zumindest allzeit bereit, sollte es plötzlich losgehen. Das Eis werden wir wohl erst beim 60. Breitengrad erreichen, also noch knapp eine Woche bei dem lau- fenden Forschungsprogramm, dann wird es ruhiger, die Leute kommen dann in ihr Haupteinsatzgebiet. Bis dahin vertreiben wir uns die Zeit.

Die Breitengrade hier im Süden haben ihre Spitznamen mehr als verdient. Die »roaring fourties« haben uns mit Erreichen des Null-Meridians mit beeindruckenden Wellen in Empfang genommen. Es ist fast unmöglich, einen Gang entlang zu gehen, ohne abwechselnd links und rechts vom Handlauf abzuprallen wie eine Kugel im Flipperautomaten. Trotzdem ist das Glück letztendlich mit uns, denn hier in den mittleren Breiten zwischen 60 und 70° Süd haben Wind und Wellen merklich nachgelassen. Gut dass dieser Teil der Reise überstanden ist

So unwirtlich wie die Überfahrt ins Eis sich gestaltet hatte, so beeindruckend ist der Willkommensgruß. Das erste, was ich morgens sehe, ist ein großer Tafeleisberg, die Sonne glitzert in der ruhigen See, Albatrosse segeln elegant um unser Forschungsschiff und mehrere kleine Gruppen von Pinguinen schwimmen neugierig schnatternd im Kreis umher. Natürlich bleibt das Wetter auch fliegerisch nicht ungenutzt. So haben wir gleich morgens einen Heli aus dem Hangar be- freit, die Rotorblätter gespreizt, ich bin in meinen schönsten orangenen Überlebensanzug geschlüpft und los geht es in die eisigen Lüfte.

Immer im Wechsel sind nun mein Kollege Lars und ich mit dem Heli unterwegs, um die verschiedenen Messinstrumente zu testen. Bisher habe ich schon einige Dinge in der Fliegerei erlebt, aber wenige waren so he- rausfordernd wie die Aufgaben an diesem Tag. Eine Außenlast, die keine 60kg auf die Waage bringt, an einer 45 Meter langen Leine punktgenau auf einem schaukeln- den Schiff aufzunehmen und wieder abzu- setzen, ist nicht leicht. Es handelt sich bei dem Gerät, das wir am Heli baumeln haben, übrigens um ein kleines Fischernetz, mit dem ich auf Jagd nach Krill-Schwärmen gehe, also sowas wie ein Heli Trawler. Dagegen ist es am Nachmittag schon fast einfach, bei den Flügen ein torpedoförmiges Messgerät unten den Hubi zu hängen und dieses in zehn Metern Höhe über das Eis segeln zu lassen. Seither läuft endlich der fliegerische Alltag. Morgens Wetterberatung bei Max, Absprache der anstehenden Flüge und dann ab die Post. Solange wir noch nicht im Eis sind, beschränkt sich das Programm fast ausschließlich auf Tierzählungsflüge. Also Wale gucken. Wobei ich gelernt habe, dass es nicht darauf ankommt, Wale wirklich zu sehen, sondern nur seinen speziellen Rah- men unter sich zu beobachten. Als ich vol- ler Freude die erste Sichtung verkündet, werde ich nur böse angeguckt, weil ich das Ergebnis verfälscht habe.

Und auch die nächsten Tage bleiben spannend. Der kleine Tauchroboter der Polarstern ist bereits austariert und für den Transport am Hubschrauber vorbereitet. Es ist ein kleiner selbstgebauter Container aus Metallprofilen und Hartschaum-Platten, welcher mit Bildschirmen, Generatoren und Steuerungstechnik ausgestattet ist. Er wiegt insgesamt 680 kg und soll in naher Zukunft per Heli aufs Eis geflogen werden. 680kg Fracht als Zusatzgewicht ist für unsere kleine BO105 schon ein ordentliches Gewicht, aber nach den Berechnungen von Lars und mir sollte das bei guten Wetterbedingungen zu schaffen sein.

Dieser Artikel ist in voller Länge in der Ausgabe 3/2015 von ROTORBLATT – Deutschlands führendem Helikopter-Magazin zu lesen.
http://www.rotorblatt.de

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