Sonntag, September 28, 2025
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StartROTOR HistoryEin Privatmuseum für Luftfahrt im Harz

Ein Privatmuseum für Luftfahrt im Harz

Im Harz, genauer gesagt in Wernigerode, exisitiert ein privates Luftfahrtmuseum. Hier lernen Kinder, warum Hubschrauber fliegen. Und wer sich traut, der darf in einem Bell UH1-D Simulator sein Können unter Beweis stellen. Das Besondere an dem Museum? Es wird von keiner Industrie unterstützt – und jedes Exponat hat der private Eigentümer selbst aus allen Ecken der Welt zusammengetragen.

Mit der Faszination fürs Fliegen fing alles an

Heute umfasst das 1999 erstmals eröffnete Museum von Clemens Aulich 50 restaurierte Flugzeuge und Hubschrauber in vier Kalthallen. Das sind über 6.000 Quadratmeter, die die Entwicklung der Luftfahrt von einem Otto Lilienthal-Nachbau bis in die Moderne nachzeichnen. Der inzwischen 65-Jährige begann schon in jungen Jahren mit dem Sammeln von Luftfahrt-Devotionalien und verbrachte seine Ferien auf dem Flugplatz in Braunschweig. Seine Sammelleidenschaft wurde bald zum Problem: in unzähligen Hallen und Scheunen quer durch Deutschland lagerten zunächst seine Schätze.

Hangar 1 im Luftfahrtmuseum Wernigerode. (Foto: Jens Rosenow)

Der Hubschrauber-Hangar

Direkt von Halle 1 aus geht es hinüber in den Drehflügler-Bereich von Hangar 3. Direkt ins Auge fällt die Frontpartie einer CH-53 G mit vollständig erhaltenem Cockpit. Es stammt von der Maschine mit der Kennung 84+07 der Bundeswehr und wurde 2005 vom Rumpf einer ausgemusterten Maschine abgetrennt. Alle Anzeigen und Knöpfe wurden anschließend in aufwändiger Handarbeit im Museum nachträglich wieder eingebaut. Neben einer Bell UH1-D, Bo105 im Zivilschutzlackierung und auch einer Westland „Whirlwind“ (der britische Lizenzbau einer Sikorsky S-55) ist auch eine Mil Mi-2 in westdeutscher Polizei-Livery zu sehen. Es ist eines der wenigen Modelle der ehemaligen Volkspolizei der DDR, die von der Bundesrepublik Deutschland nach der Wiedervereinigung übernommen und sogar für kurze Zeit noch in Dienst gestellt worden war.

Alle Hubschrauber im Luftfahrtmuseum Wernigerode sind in Hangar 3 zu finden. (Foto: Jens Rosenow)

Den Nachwuchs für die Luftfahrt begeistern

Kinder lernen im Luftfahrtmuseum Wernigerode, wie und warum Luftfahrzeuge fliegen. (Foto: Jens Rosenow)

Schon am Eingang wird beim Ticketkauf darauf aufmerksam gemacht, dass es für Kinder Experimentierstationen gibt. Und tatsächlich: Im Hangar Zwei, des in einem Industriegebiet von Wernigerode gelegenen Museums lernen Kinder zum Beispiel spielerisch den Bernoulli-Effekt kennen. Je schneller Luft strömt, desto niedriger ist ihr Druck – weshalb Flügelprofile oben angesaugt und von unten hochgedrückt werden. Und wer mit ausgebreiteten Armen im Blickfeld einer Kamera steht, kann an einer der Stationen mit seinem Körper ein Flugzeug durch eine endlose digitale Landschaft steuern.

Kleine Papierkegel halten sich über einem Gebläse länger in der Luft, wenn man die Ränder mit einer Bastelschere einschneidet und kleine Flügelchen daraus formt. Beim Besuch von ROTORBILD nahm sich ein zufällig anwesender Museumsmitarbeiter die Zeit und klärte die Kids über die physikalische Besonderheiten des Fliegens auf.

Ein Bo102 im Originalzustand

Der Pilotentrainer Bo 102 von Bölkow im Luftfahrtmuseum Wernigerode. (Foto: Jens Rosenow)

Wer hätte das gedacht – bereits in den 1950er Jahren stand fest, dass die Ausbildungskosten von Hubschrauberpiloten gesenkt werden müssten. Also entwickelte der Hersteller Bölkow den Bo 102, einen einsitzigen Trainer. In Ermangelung digitaler Lösungen wie heute war der tatsächlich flugfähige Hubschrauber in ein Gestell eingespannt und ermöglichte das Schwebeflugtraining für einen einzelnen Piloten. Der Trainer war übrigens mit GFK-Rotorblättern bestückt, damals eine weltneuheit.

Im Luftfahrtmuseum Wernigerode steht ein Revolution Mini-500. (Foto: Jens Rosenow)

Und zu guter Letzt noch ein Blick auf den Revolution Mini-500. Es ist ebenfalls ein Einsitzer und wurde 2004 von der Firma Revolution aus den USA vermarktet. Das Geheimnis hinter seinem günstigen Preis von nur 32.500 US-Dollar war, dass man den Hubschrauber mit Rotax-Motor selbst zusammenbauen musste. Dafür brauchte es etwa 60 Stunden und eine einfache Heimwerkerausrüstung war nach Herstellerangaben bereits ausreichend. Baufehler, Motorprobleme und auch strukturelle Schwächen hatten allerdings zahlreiche Abstürze zur Folge, weshalb das Experimental wieder vom Markt verschwand – aber dafür nun im Museum besichtigt werden kann.

Wer in Braunschweig von der Autobahn A2 auf die A36 Richtung Süden wechselt, der fährt unweigerlich auf Wernigerode im Harz zu. Das Museum ist auf alle Fälle ein Besuch wert, seine Internetadresse lautet: https://www.luftfahrtmuseum-wernigerode.de/

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