Sonntag, September 28, 2025
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StartROTOR MilitärBundeswehr: Aufbruch in die nächste Generation der Kampfhubschrauber

Bundeswehr: Aufbruch in die nächste Generation der Kampfhubschrauber

Weniger als ein Jahr nach Vertragsunterzeichnung hat Airbus Helicopters den ersten von bis zu 82 H145M-Hubschraubern an die Bundeswehr ausgeliefert. Die Übergabe erfolgte am Standort Donauwörth. Laut Bundeswehr soll der Hubschrauber am Mittwoch, 20. November 2024, offiziell bei der Heeresfliegertruppe in Dienst gestellt werden.

Der erste H145M-Hubschrauber wird für den Ausbildungsbetrieb am Bundeswehrstandort Bückeburg bereitgestellt. Die Auslieferung des ersten H145M LKH an die Bundeswehr ist nach Angaben von Airbus planmäßig für 2025 vorgesehen. Bereits im August dieses Jahres begann die Ausbildung der Bundeswehrpiloten auf dem neuen Hubschrauber.

Foto bei Übergabe des Hubschrauber in Donauwörth (Foto: BMVG)

Lieferung von 62 Hubschraubern mit Option

Im Dezember 2023 wurde ein Vertrag zwischen Airbus Helicopters und dem Auftraggeber über die Lieferung von 62 H145M-Hubschraubern unterzeichnet, mit einer Option auf 20 weitere Hubschrauber. Es sind 24 dieser Hubschrauber für Kampfeinsätze, 33 für die Ausbildung und fünf für Spezialoperationen vorgesehen. Darüber hinaus beinhaltet der Vertrag die Lieferung von Waffen und Munition für Schulungszwecke, wobei die genaue Art dieser Ausstattung nicht öffentlich bekannt ist.

Alle 62 Hubschrauber werden mit dem Waffen-Managementsystem HForce von Airbus Helicopters ausgestattet. Dieses System ermöglicht die Integration verschiedener Sensoren, ballistischer und gelenkter Waffen sowie Bordkanonen von unterschiedlichen Herstellern. Dadurch können auch ursprünglich unbewaffnete Hubschrauber nachträglich bewaffnet werden.

Je nach Einsatzzweck werden die Hubschrauber mit unterschiedlicher Missionsausrüstung ausgeliefert. Es handelt sich dabei durchweg um die D3-Variante des H145M, die mit einem Fünfblattrotor ausgestattet ist.

Der erste von 62 bestellten H145M-Hubschraubern für die Bundeswehr bei seinen Jungfernflug am Airbus Standort in Donauwörth (Foto: Airbus Helicopters)

Verbesserungen des H145M D3

Die D3-Variante des H145M, die seit 2020 zertifiziert ist, bietet im Vergleich zur vorherigen D2-Version mehrere Vorteile. Der neue Fünfblattrotor erhöht die Nutzlast um 150 Kilogramm und das maximale Abfluggewicht auf 3.800 Kilogramm. Gleichzeitig wurde der Rotordurchmesser verkleinert, was den Einsatz in beengten Umgebungen erleichtert. Das zusätzliche Rotorblatt reduziert außerdem die Geräuschentwicklung und sorgt für einen ruhigeren Betrieb. Die vereinfachte, lagerlose Konstruktion des Rotors macht die Wartung zudem effizienter.

Lufttransport im A400M

Auch der Lufttransport des Hubschraubers wurde weiter optimiert. Bereits die D2-Version war auf den Transport mit der A400M ausgelegt, wobei die D3-Variante hier noch besser angepasst wurde. Für den Transport müssen lediglich die Rotorblätter abgenommen werden, was jeweils nur rund 20 Minuten in Anspruch nimmt. Nach dem Wiederanbringen ist der Hubschrauber sofort einsatzbereit, was ihn besonders für schnelle Einsätze in Spezialkräfteoperationen geeignet macht. Ein A400M kann jeweils einen H145M samt zugehöriger Ausrüstung transportieren.

(Symbolfoto) Eine H145 während der Verladung im A400M (Foto: Bundeswehr / Schmidt)

Die Schutzsysteme des H145M

Der H145M D3 kann mit sogenannten Light Armament Protection Plates ausgestattet werden, die Schutz gegen Beschuss mit Handwaffen bis zum Kaliber 7,62 mm bieten. Diese Schutzplatten werden strategisch im Cockpitbereich, unter den Sitzen und auf dem Cockpitboden angebracht. Zusätzlich kann auch der Boden des hinteren Kabinenraums mit Schutzmatten ausgelegt werden. Ein weiteres Sicherheitsmerkmal ist der selbstabdichtende Treibstofftank, der Einschusslöcher bis zum Kaliber 7,62 mm verschließt und dem Hubschrauber eine Flugdauer von 20 bis 30 Minuten ermöglicht, um aus gefährlichen Situationen zu entkommen.

Darüber hinaus verfügt der H145M über ein optionales Electronic Warfare Systems (EWS), darunter ein aktive Selbstschutzsysteme wie Raketen-, Laser- und Radarwarnsensoren sowie Ausstoßvorrichtungen für Chaffs und Flares.

(Symbolfoto) Der erste von 62 bestellten H145M-Hubschraubern für die Bundeswehr bei seinen Jungfernflug am Airbus Standort in Donauwörth (Foto: Airbus Helicopters)

Kommunikations- und Führungsfähigkeit

Dank seiner offenen Rechnerarchitektur erlaubt der H145M eine unkomplizierte Integration taktischer Kommunikationssysteme und Datenlinks. Dies macht den Hubschrauber zu einem effektiven Teilnehmer im vernetzten Gefechtsfeld. Eingehende Daten, wie Zielkoordinaten, können direkt an Subsysteme weitergeleitet werden, ohne die Piloten zusätzlich zu belasten. Mithilfe des Digitally Aided Close Air Support (DACAS)-Systems können Informationen von Forward Air Controllers (FAC) oder Joint Terminal Attack Controllers (JTAC) in Echtzeit auf der Missionsanzeige dargestellt und direkt an Waffensysteme übermittelt werden.

Ein zusätzlicher Monitor, die Missionscockpitanzeige, ermöglicht dem Co-Piloten, unbemannte Systeme zu steuern. In Zusammenarbeit mit der HAT.tec GmbH wurde eine Software entwickelt, die ein Manned-Unmanned Teaming (MUM-T) auf Interoperabilitätsstufe 4 ermöglicht. Hierbei können Drohnen vom Co-Piloten aus dem Cockpit kontrolliert werden, wobei Start und Landung durch Bodenstationen erfolgen. Die Steuerung mehrerer Drohnen gleichzeitig ist ebenfalls möglich.

Der erste H145 für die Bundeswehr (Foto: BMVG)

Waffenmanagement und Einsatzoptionen

Das HForce-Waffen-Managementsystem bietet eine hohe Flexibilität bei der Integration von Sensoren und Waffensystemen. Dank vorinstallierter Verkabelung können diverse Konfigurationen realisiert werden, darunter:

  • 12,7 mm Maschinengewehr-Pod HMP400
  • 20-mm-Kanonen-Pod NC621
  • 70-mm-Raketenwerfer-Pod FZ231, wahlweise mit ungelenkten Raketen oder lasergelenkten 70-mm-Raketen.

Die Steuerung der Waffensysteme erfolgt über die Mittelkonsole, wodurch der Pilot oder Co-Pilot je nach Situation die Kontrolle übernehmen kann.

Der erste H145 für die Bundeswehr (Foto: BMVG)

Lenkflugkörpersystem in der Entwicklung

Das Lenkflugkörpersystem Spike ER2 befindet sich derzeit in der Qualifikationsphase. Erste Erprobungen im Rahmen von Schießtests fanden im ersten Halbjahr 2022 statt.

Das System kann je nach Einsatzanforderung in zwei Modi genutzt werden: Fire and Forget oder Fire and Observe/Update. Im Fire-and-Forget-Modus wird der Flugkörper auf ein vorher erfasstes Ziel abgefeuert und verfolgt dieses eigenständig bis zur Bekämpfung. Im Fire-and-Observe/Update-Modus behält der Co-Pilot die Kontrolle über den Flugkörper während der gesamten Flugphase und kann dessen Kurs bei Bedarf anpassen.

Der Spike ER2 hat ein Gewicht von etwa 35 Kilogramm. Seine Reichweite beträgt bis zu zehn Kilometer, wenn die Steuerung über einen Lichtwellenleiter erfolgt. Wird der Flugkörper hingegen im Fire-and-Forget-Modus oder via Funk gesteuert, kann eine Reichweite von bis zu 16 Kilometern erzielt werden.

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