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StartArbeitsflugAuf die Dächer der Welt: Ohne Hubschrauber geht es nicht.

Auf die Dächer der Welt: Ohne Hubschrauber geht es nicht.

(Von Peter Schön)

2008 bin ich zum ersten Mal zum Bergsteigen in den Pamir in Tadschikistan gefahren. Zunächst waren Berge das Ziel, die wir durch lokalen Transport und lange Anmärsche erreicht haben. Sehr lange Anmärsche. Da war man bereits erschöpft, bevor es überhaupt mit dem Bergsteigen losging. Auch muss man das Ganze ja nach der Tour wieder retour.

Bereits in den 60ern wurden Hubschrauber für den Transport zu den entlegenen Gipfeln des Pamir und Tien Shan eingesetzt. Dies war nur durch die sowjetische Bergsteiger-Föderation möglich. Die Regierung der UdSSR unterstützte den Alpinismus, und zahlte auch die Flüge. Für ausländische Expeditionen sah das anders aus. Expeditionen in die Sowjetrepubliken waren für Bürger der sozialistischen Länder stark reglementiert, und Geld war immer ein Problem. Bergsteiger aus dem Westen mussten sich meist organisierten Expeditionen oder internationalen Bergsteigerlagern im Pamir anschließen.

Heute sind Expeditionen zu den Gipfeln Tadschikistans, Kirgistans und Kasachstans stark kommerzialisiert, mit Agenturen, die die Hubschrauberflüge, feste Zelte im Basislager und volle Verpflegung organisieren. Die Hubschrauber vom Typ Mil-Mi 8 und Mil-Mi 17 werden nach wie vor eingesetzt, gechartert von der Regierung.

Die erste Expedition im Hubschrauber

Bei meiner ersten Tadschikistan-Expedition mit Hubschrauber-Unterstützung verzögert sich mein Abflug um 3 Tage. Der Präsident des Landes ist unterwegs im Land, alle Hubschrauber werden dafür gebraucht. Nach dieser Verzögerung sitze ich Ende Juli 2008 dann aber das erste Mal in einer Mil-Mi 8 MTV auf dem Weg zum Basislager „Moskvina“ am Fuß von Pik Korzhenvskaya (7105m) und Pik Ismoil Somoni (7495m). Über die Heckklappe werden zunächst Verpflegung und notwendige Dinge für das Basislager, dann das Hauptgepäck der Bergsteiger verladen. Die Bergsteiger helfen mit, koordiniert von der Helikopter-Crew. 50 kg pro Person sind erlaubt, alles darüber muss extra bezahlt werden.

Der Start erfolgt noch auf betonierter Piste auf einem kleinen Flugplatz in Dshirgital. Die Mil-Mi 8 startet erst vertikal und geht dann rasch in den Vorwärtsflug, stetig an Höhe gewinnend, einem erst breiten Talboden folgend. Dann geht es ins Herz des Pamirs. Durch enge Täler, vorbei an 6.000er-Gipfeln ist der Flug alleine schon ein Erlebnis der besonderen Art. 45 Minuten Flug durch den Pamir, mit anderen Bergsteigern aus aller Welt und drei Schafen an Bord. Der Blick aus dem runden Fenster macht klar – das wäre zu Fuß kaum machbar. Und außer der langen Wegstrecke (reine Gehzeit sicher sieben bis zehn Tage plus Gepäck) wären die Gebirgsflüsse wohl unpassierbar.

Die Maschinen fliegen ohne Flugleiteinrichtung, gearbeitet wird auf Sicht. So sind die Piloten auf gute Kenntnis der Route angewiesen. Luftdruckausgleich in der Kabine gibt es nicht, was bei Höhen unter 4.500m durch Akklimatisierung der Piloten an die Höhe kein Problem ist. Nur bei gutem Wetter und guter Sicht wird geflogen. Daher ist für Alpinisten eine Wartezeit mit einzukalkulieren. Im Pamir musste ich dann drei Tage auf den Rückflug vom Basislager warten, bevor das Wetter einen Flug zuließ. Mein erster Flug im Pamir ist gefolgt von einer Entschuldigung des Piloten, dass der Flug etwas unruhig war. Er sei hier nicht so erfahren, und sein Kollege sei vor ein paar Monaten hierbei abgestürzt und verunglückt.

In unmittelbarer Nähe findet man ebenfalls Wrackteile, und zwar von Mil-Mi 8 Hubschraubern. 1993 stürzten gleich zwei Mil-Mi 8 dort ab. Ein weiterer kam 2005 dazu: Er war überladen, beschädigte den Heckrotor, verlor die Kontrolle und stürzte ab.

Dieser Artikel ist in voller Länge in der Ausgabe 4/2018 von ROTORBLATT – Deutschlands führendem Helikopter-Magazin zu lesen.
http://www.rotorblatt.de

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