Wie von der Branche befürchtet, haben sich sowohl Airbus Helicopters als auch Lockheed Martin offiziell aus der britischen Ausschreibung für den neuen mittelschweren Hubschrauber (New Medium Helicopter, NMH) zurückgezogen. Beide Unternehmen bestätigten ihren Rückzug vor Ablauf der Angebotsfrist am 30. August. Die beiden Unternehmen hatten jeweils den H175M und den UH-60M Black Hawk angeboten.
Damit bleibt Leonardo Helicopters UK als einziger verbleibender Anbieter übrig, die den AW149 anbieten, obwohl unklar ist, ob das britische Verteidigungsministerium auf dieser Basis fortfahren wird. Es ist auch möglich, dass das Programm im Rahmen der laufenden Strategischen Verteidigungsüberprüfung Großbritanniens, deren Veröffentlichung für die erste Jahreshälfte 2025 erwartet wird, dennoch gestrichen wird.
In einer am 30. August veröffentlichten Erklärung teilte Airbus mit: „Gemeinsam mit unseren Partnern sind wir zu dem Schluss gekommen, dass wir kein verantwortungsbewusstes Angebot formulieren können, das sowohl die Anforderungen des Kunden erfüllt – als auch langfristig ausreichende Renditen für das Unternehmen bietet, während es gleichzeitig eine realistische Aussicht auf Erfolg hat.“
„Wir glauben, dass das Ergebnis dieser Beschaffung in der aktuellen Form nicht in der Lage wäre, die Ziele der aktuellen Verteidigungsindustrie-Strategie zu erfüllen, insbesondere nicht das Ziel, langfristige neue Arbeitsplätze, Chancen für die britische Lieferkette und nationale Fähigkeiten zu schaffen.“
„Wir sind nach wie vor der Ansicht, dass der H175M der richtige Hubschrauber für das Vereinigte Königreich ist und die beste Kombination aus Kosteneffizienz, Leistungsfähigkeit und Wert für die britische Gesellschaft bietet. Dennoch sind wir zu dem Schluss gekommen, dass die weitere Verfolgung der NMH-Gelegenheit nicht gerechtfertigt ist“, erklärte Airbus und fügte hinzu: „Schweren Herzens haben wir die Entscheidung getroffen, uns aus dem Wettbewerb zurückzuziehen.“

Lockheed Martin UK gab am selben Tag bekannt: „Wir glauben, dass der Black Hawk nach wie vor die beste Lösung sowohl für die britischen Streitkräfte als auch für die britische Industrie ist und arbeiten weiterhin mit dem britischen Verteidigungsministerium zusammen, um die Erneuerung der britischen Hubschrauberstrategie zu unterstützen. Wir haben uns jedoch entschieden, kein Angebot auf die Aufforderung zur Verhandlung für den New Medium Helicopter [NMH] zu geben, da wir die Mindestanforderungen unter den heutigen Marktbedingungen nicht erfüllen konnten.“

Im Gegensatz dazu veröffentlichte Leonardo Helicopters UK am 30. August eine Erklärung ihres Geschäftsführers Adam Clarke, die besagte: „In Ergänzung zur Erklärung des Ministers für Beschaffung im Verteidigungsbereich, dass die Angebote bis zum 30. August eingereicht werden müssen, hat Leonardo ein Angebot abgegeben, das den Anforderungen des britischen Verteidigungsministeriums in Bezug auf Budget, Anzahl der Plattformen und Zeitplan vollständig entspricht.
„Da wir über eine etablierte britische Helikopter-Design- und Produktionskapazität vor Ort und eine damit verbundene inländische Lieferkette verfügen, konnten wir die Anforderungen des Verteidigungsministeriums erfüllen, einschließlich des sozialen Werts und des Beitrag zu der britischen Industrie. Wir sind zuversichtlich, dass unser Angebot das einzige im Wettbewerb ist, das über die Fähigkeiten und die Infrastruktur vor Ort verfügt, um den britischen Streitkräften einen in Großbritannien hergestellten Hubschrauber zu liefern.“
Die Details des Angebots von Leonardo bleiben vertraulich, doch es wird angenommen, dass das britische Verteidigungsministerium im Rahmen des neu abgestimmten NMH-Programms mindestens 23 Hubschrauber anstrebt.

Ein langer, zäher Prozess
Als das NMH-Programm ursprünglich im März 2021 vom britischen Verteidigungsministerium angekündigt wurde, gab das Ministerium an, dass es beabsichtige, bis zu 44 NMHs in einem Vertrag im Wert von 0,9-1,2 Milliarden GBP (1-1,4 Milliarden EUR) zu beschaffen. Neben der Ablösung der 23 RAF Puma Hubschrauber, die von RAF in Oxfordshire betrieben werden, sollte das Programm auch fünf Bell 212 ersetzen, die von den Army Air Corps in Brunei betrieben werden, drei Griffin HAR2 der RAF auf auf Zypern und ursprünglich sechs für Spezialeinsätze vorgesehene AS365 N3 Dauphin II, die von den Special Air Service in Herefordshire betrieben werden.
Ein unsicherer Weg nach vorn
Wenn das NMH-Programm letztendlich scheitert, sei es durch die Entscheidung des Verteidigungsministeriums, mit einem einzigen Bieter nicht weiterzumachen, oder durch die Streichung der Anforderungen, scheint es, dass die RAF Pumas und die AAC AS365 N3 Dauphin II weiterhin im Dienst bleiben müssen.
Veröffentlichte Daten des britischen Verteidigungsministeriums zeigen, dass die RAF im Jahr 2023 insgesamt 18 Pumas in ihrem Inventar hatte, von denen 13 im aktiven Dienst waren. Dieselben Daten zeigen, dass in den letzten Jahren nur ein paar Dauphins im aktiven Dienst waren.
Airbus erklärte, am Ende seiner Rückzugserklärung vom 30. August: „Wir freuen uns darauf, den Airbus Puma-Hubschrauber so lange wie nötig weiterhin zu unterstützen.“