(Autor: Franz Mayer)
Ende der 1960er Jahre stieg in Deutschland mit dem „Wirtschaftswunder“ die Motorisierung und als Resultat daraus auch die Zahl der Verkehrsunfälle. Aufgrund dessen ergriff der ADAC damals – auch in Bezug auf Notfallrettung mittels Hubschrauber – eine weitere Initiative und charterte bei Süd-Helicopter München einen Bell 206 Jet Ranger an. Der Weg von dieser Interimslösung zum ersten gelben RTH war nicht sehr weit.
Der B206 Jet Ranger kam zwischen Juni und Oktober 1968 sowie von Dezember 1968 bis Januar 1969 im Großraum München als Rettungshubschrauber mit dem Funkrufnamen „Kolibri“ zum Einsatz. Die aus den 96 protokollierten Einsätzen gewonnenen Erfahrungswerte waren durchweg positiv und allein die Tatsache, dass die Zahl der Verkehrstoten im Jahr 1970 auf annähernd 20.000 gestiegen war, rechtfertigte Überlegungen, die bestehenden Rettungssysteme durch den Einsatz von Hubschraubern zu ergänzen.
Obwohl es Ende der 1960er Jahre zahlreiche Hürden zu überwinden galt, war es auch der Initiative einzelner Personen, wie ADAC-Vize-Präsident Franz Stadler und Gerhard Kugler zu verdanken, dass der ADAC als Erstkunde Ende September 1970 eine BO105 A übernahm. Sie trug die Seriennummer S-5 und die Luftfahrzeugkennung D-HILF. Im Rahmen einer medienwirksamen Feierstunde am 29.09.1970 wurde im Englischen Garten in München – im Beisein des bayerischen Ministerpräsidenten Alfons Goppel und des Bundesverkehrsminister Georg Leber – der erste zivile, ständig mit einem Notarzt besetzte Rettungshubschrauber „Christoph“ getauft. Zum 01.11.1970 nahm der ADAC Hubschrauber am städtischen Krankenhaus München Harlaching seinen Dienst auf. Der Funkrufname in der Anfangszeit lautete „Christoph München und Rotkreuz Bayern 4“.
Die Rettung vor der Schrottpresse
Die erste Serienmaschine der BO105, die S-1, verblieb die ganzen Jahre beim Hersteller und fand als Versuchsträger Verwendung. In den letzten Jahren stand diese Maschine an der Technischen Universität in Garching und wäre beinahe der Schrottpresse zum Opfer gefallen. Nachdem der Hubschrauber dem Förderverein „Christoph 1“ angeboten wurde, organisierte Max Eichner den Abtransport und die Restauration der BO105. Max Eichner, seit 1987 bei der ADAC-Luftrettung, ist ein Urgestein des ADAC und HEMS-TC auf dem „Christoph 1“ in München, heutzutage eine H 145.
Man übernahm die S-1 und mit Hilfe von Sponsoren wurde sie mit hohem finanziellem Aufwand von mehr als 30.000 EUR wieder in den Zustand der D-HILF der Anfangsjahre in der Luftrettung versetzt. Ende Oktober 2018, 50 Jahre nach Beginn der „Kolibri“-Flüge, konnte sie dem Deutschen Museum in der Flugwerft Schleißheim als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt werden.
Dieser Artikel ist in voller Länge in der Ausgabe 1/2019 von ROTORBLATT – Deutschlands führendem Helikopter-Magazin zu lesen.
http://www.rotorblatt.de