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StartHerstellerAbsturz eines AW609 Prototypen: Fehler in der Steuerung

Absturz eines AW609 Prototypen: Fehler in der Steuerung

Am 30. Oktober 2015 stürzt der Prototype 2 der AW609 in der Nähe der Stadt Tronzano Vercellese in Italien ab, beide Piloten sterben.
Der Zwischenbericht der italienischen Behörden belegt nun, wie komplex und noch unerforscht die Aerodynamik eines Tiltrotorflugzeuges ist.

Die Nachricht traf die Branche wie ein Schlag: Absturz des AW609-Experimentals in Italien. Dieses Projekt von Leonardo zog sich jahrzehntelang hin und erst im vergangenen Jahr, wo es auch auf der internationalen Hubschraubermesse HeliExpo in Orlando mit den Farben des Erstkunden Bristow präsentiert wurde, schien der Tiltrotoransatz endlich auf der Zielgeraden.

Absturz war im Simulator nicht reproduzierbar

Sofort nach dem Unfall ging das Untersuchungsteam an die Arbeit und fertigte Luftaufnahmen an, sammelte die Trümmer ein, befragte Augenzeugen und begann mit der Auswertung aller Daten. Es stellte sich heraus, dass die verunglückte AW609 einen Flugdatenschreiber an Bord hatte – zum Glück, denn laut Reglement hätte das Experimental gar keinen an Bord haben müssen. So war es immerhin möglich, einen Teil der Flugmanöver vor dem Unfall nachzuvollziehen, denn der Rekorder zeichnete nur die Daten auf, die Leonardo für seine eigene Entwicklungsarbeit benötigte. Auch war das Speichergerät nicht ex- tra geschützt, sodass es für die Ermittler viel Arbeit bedeutete, die Daten wiederherzustelen. Weiterhin standen die Telemetriedaten zur Verfügung, die das Luftfahrzeug kurz vor dem Absturz noch an den Testleitstand in der Nähe sendete.

Gegenstand des Testfluges war das planmäßige Überschreiten der VNE in einem Speed-Dive. Wegen der komplexen Aerodynamik lagen dem Hersteller allerdings keine errechneten oder vorab simulierten Verhaltensweisen der AW609 vor. Auch als die Ermittler versuchten, den Unfall im Simulator nachzustellen, stießen sie an technische Grenzen. Erst mit äußerst unrealistischen und veränderten Basiskonfigurationen war es möglich, den Hergang des Unfalles synthetisch zu reprodizieren.

Aufgrund der Ergebnisse im Simulator, der analysierten Daten aus dem Flugschreiber und der Telemetrieaufzeichnungen konnten die Unfallforscher rekonstruieren, dass der Prototyp 2 der AW609 in der Highspeedphase des Fluges plötzlich anfing, sich um die Rollachse langsam aufzuschaukeln – bei Geschwindigkeiten bis 293 Knoten (542 km/h).

Die Ermittler der ANSV haben nun eine Reihe wichtiger Empfehlungen erarbeitet, die auf diesem tragischen Unglück basieren. Zum einen sollte es künftig verpflichtend sein, dass Experimental-Luftfahrzeuge einen widerstandsfähigen herkömmlichen Flugdatenschreiber an Bord haben. Des Weiteren sollte das aerodynamische Konzept der AW609 vom Hersteller besser nochmal im Windtunnel grundsätzlich getestet und die Steuerung überarbeitet werden.

Dieser Artikel ist in voller Länge in der Ausgabe 2/2016 von ROTORBLATT – Deutschlands führendem Helikopter-Magazin zu lesen.
http://www.rotorblatt.de

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