Bei drei tödlichen Unfällen in den vergangenen sechs Wochen handelte es sich um katastrophale Auseinanderbrüche von Robinson R44-Hubschraubern während des Fluges. Es handelt sich möglicherweise um die Fortsetzung einer Reihe ähnlicher Unfälle, die die Branche seit Jahrzehnten plagen.
Der erste dieser jüngsten Unfälle ereignete sich am 19. Juni in der Nähe von Bluestem, Washington, wobei der Pilot Ryan Sandvig und der Passagier Mark Manteuffel ums Leben kamen. Einem vorläufigen Bericht des US-amerikanischen National Transportation Safety Board (NTSB) zufolge flog der R44 von Seattle nach Coeur d’Alene, Idaho, als er bei klarem Wetter in offenem, hügeligem Gelände abstürzte. Die Heckrotorbaugruppe und knapp 50 Zentimeter des Heckkonus wurden 100 Meter vom Hubschrauberrumpf entfernt gefunden.
Der zweite Unfall ereignete sich am 11. Juli vor der hawaiianischen Insel Kaua‘i und forderte das Leben des Piloten Guy Croydon und der Passagiere James Quintua und Amy Nichole Ruark Quintua. Der Hubschrauber wurde von Aloha Helicopter Tours, das unter dem Namen Ali’i Air Tours firmiert, als Rundflug ohne Türen durchgeführt, als er während des Fluges auseinanderbrach und vor Kauais Na Pali-Küste ins Meer stürzte.
Laut dem vorläufigen Unfallbericht des NTSB, der letzte Woche veröffentlicht wurde, berichteten Zeugen, die auf dem Kalalua Trail entlang der Küste wanderten, dass zum Zeitpunkt des Absturzes gegen 13:05 Uhr Ortszeit starke, böige Windverhältnisse herrschten. Die Zeugen sagten den Ermittlern, dass sie von einer „gewaltigen“ und plötzlichen Windböe getroffen wurden, der ein sehr lautes „Knall“-Geräusch folgte.
„Als ihre Aufmerksamkeit auf die Quelle des lauten Geräusches gelenkt wurde, sahen sie, wie das Hubschrauberwrack in zwei Teilen, einem Hauptrumpfabschnitt und einem Heckauslegerabschnitt, im freien Fall ins Meer fiel“, heißt es in dem Bericht. „Die Zeugen sagten, dass das Hubschrauberwrack kurz nach dem Aufprall auf das Wasser etwa eine Viertelmeile vor der Küste sank.“
Eine umfassende Unterwassersuche der US-Küstenwache mithilfe von Seitensichtsonartechnologie konnte den Hauptrumpf nicht finden, lokalisierte jedoch schließlich den abgetrennten Heckauslegerabschnitt in etwa 23 Metern Tiefe.

Der dritte Unfall am 28. Juli betraf eine R44 der SGC Saga Aviation, die in ein Reisfeld in Yanagawa City, Präfektur Fukuoka, Japan stürzte. Lokalen Nachrichtenberichten zufolge kamen bei dem Absturz ein Pilot und ein Mechaniker ums Leben.
Heckberührungen des Hauptrotors können bei Hubschraubern mehrere Ursachen haben, darunter niedrige Rotordrehzahl oder unangemessene Steuereingaben. Bei Robinson-Hubschraubern – die dank ihrer relativen Erschwinglichkeit zu den beliebtesten und am weitesten verbreiteten Hubschraubern gehören – werden Rotorberührungen des Hecks häufig mit Mastbumping bei geringer G-Kraft in Verbindung gebracht.
Das bedeutet Mast-Bumping
Mastbumping bei geringer G-Kraft ist ein Phänomen, das bei zweiblättrigen Hauptrotorsystemen wie dem von Robinson-Hubschraubern auftreten kann. Bei plötzlich auftretenden großen Turbulenzen oder in Kombination mit extremen Steuereingaben kann die Hauptrotorscheibe des R44 soweit entlastet werden, dass die zwei Rotorblätter in diesem Zustand geringer G-Kräfte unnatürliche Neigungswinkel einnehmen. Diese können so extrem sein, dass die Rotorblätter bis zum Heckausleger reichen und diesen regelrecht abschneiden.
Letztes Jahr führte Robinson ein neues Höhenleitwerkdesign ein, das das Rollmoment bei geringer G-Bedingung reduzieren und ein vom Piloten verursachtes Mast Bumping unwahrscheinlicher machen soll. Seit Mai 2024 ist das neue Design für alle Modelle der Robinson-Hubschrauber – R22, R44 und R66 – zertifiziert und gehört nun zur Standardausstattung aller neu ausgelieferten Maschinen. Es ist auch als Nachrüstsatz zu einem ermäßigten Preis erhältlich, die Modifikation ist jedoch nicht obligatorisch. Obwohl alle drei R44-Hubschrauber, die an den jüngsten Unfällen während des Fluges beteiligt waren, das alte Leitwerkdesign hatten, ist es noch zu früh, um einen psotiven Einfluss des neuen Heckdesigns auf diese spezifische Unfallhäufung auszumachen.